Ich liebe Geschichten, die in einer Gegend handeln, wo ich persönlich nicht hinreisen kann, wo ich jedoch durch das Buch in meinen Gedanken reise. Ich mag solche Geschichten mit einem einerseits authentischen geografischen und andererseits biografischen Inhalt. Bei diesem Buch würde ich nicht von “Spannung” sprechen, viel eher von “interessant” und “lehrreich”.
So nimmt mich Malala nicht nur an den Ort mit, wo sie aufgewachsen ist, sie lässt mich teilhaben an politischen, gesellschaftspolitischen und kulturellen Themen. Ich bin überrascht, welche Gedanken sich ein Mädchen bereits in den ersten Schuljahren und dann immer mehr in Bezug auf ihr Umfeld, ihr Tal und ihr Land macht. Und dies, obwohl sie zu Hause über kein Fernsehen verfügen, bald einmal nur noch “talibanfreundliche” Radiosender empfangen können und sie keine Kontakte zu Personen von ausserhalb Pakistan pflegt/pflegen können.
Obwohl Malala sehr dankbar ist, dass sie insbesondere durch westliche Rehabilitations-Möglichkeiten fast wieder ein Leben (physisch) führen kann wie vor dem Anschlag, hat sie Heimweh. Auch wenn sie die Annehmlichkeiten in Birmingham schätzt (fliessendes Wasser, Strom, Bildungsangebote etc.), hofft sie doch, dass sie zurück nach Pakistan kehren kann. Es wird interessant sein zu erfahren, wie sie ihre Mission in Zukunft erfüllen kann und ob sie diese zurück in ihre Heimat führen wird (in welcher Rolle auch immer).
Die Geschichte aus der Ich-Perspektive von Malala ist einfach geschrieben (englisch). Das war hilfreich im Verstehen wie Pakistan funktioniert (immer natürlich aus der Sicht von Malala). Im Buch enthalten sind viele Informationen die Geschichte betreffend und ich kann vieles besser verstehen, auch wenn ich das wenigste akzeptieren kann.
Um nur einige der Herausforderungen der Menschen in Pakistan wiederzugeben, hier eine Aussage des Vaters von Malala:
“first the earthquake, then the Taliban, then the military operation, then devastating floods just as we started to rebuild…”
Interessant fand ich am Ende des Buches ein paar Anregungen für eine Diskussion. Das wäre gerade für die Leserunde oder für die Lese-Challenge 2022 hilfreich. Ganz bestimmt jedoch für jeden Lesezirkel!
Bei solch’ teilweise schwer verdaubarer Kost mag ich Bücher lieber als Filme, bei Büchern geht alles langsamer und ich kann unterbrechen, wenn die Kost zu schwer wird. Ich werde mir den Film nicht ansehen, aber ich werde mich von Zeit zu Zeit über den Malala-Fonds informieren.