Der Fremde ist ein schmales Werk von nicht ganz 150 Seiten. Es erzählt eine kurze Zeit aus dem Leben von Merusault, einem jungen Mann, dessen Mutter stirbt und der bei einem unglücklichen Anlass einen Mann erschiesst.
Diese beiden Themen bilden den Kern der Geschichte. Meursault ist ein Mensch, der ohne Gefühle zu sein scheint. Er äussert sein Empfinden nicht in Gefühlen, sondern in Feststellungen.
Die Kargheit seines Innenlebens kommt durch die ebenso karge Sprache ausgezeichnet zum Zug. Meisterhaft gelingt es dem Autor, einerseits die Spannung in der Geschichte aufzubauen und zu erhalten und andererseits, durch die Sprache dem Protagonisten ein Gesicht zu geben.
Nicht minder wichtig ist die Darstellung der Gesellschaft, des Menschen im Allgemeinen. Es kommt auch gut herüber, was die Gesellschaft erwartet. Meusault äussert sich immer wahrheitsgetreu und keinen Millimeter daneben, auch nicht, um sich das Leben einfacher zu machen. Es wird erwartet, dass er Gefühlsregungen zeigt, Reue etc. Diese Absenz von Gefühl wird sehr hoch bewertet, höher als das Geschehen an sich.
Ich habe das Buch mit Faszination gelesen. Die Sprache ist beeindruckend, die Geschichte spannend und zum Nachdenken anregend. Sehr empfehlenswert.