Darwin schlägt Kant ist eine ergiebige Lektüre, allein schon, weil sie einen breiten Themenbogen abdeckt, und wohl auch durchaus kalkuliert, zum Widerspruch herausfordert. Am Anfang seiner Überlegungen stellt Urbaniok fest, dass die Evolution nicht zwingend den bevorzugt, der zuerst die Sitation analysiert, rational abwägt und dann eine Entscheid trifft, sondern den weitaus weniger rational agierenden Krisenbereiten von den Erfahrungen seiner Vorfahren geprägten Menschen oft taktisch die besseren Überlebenschancen hatte. Also dass der vom Überlebenstrieb gesteuerte Mensch den abwägenden vernunftbegabten Denker schlägt, also Darwin Kant schlägt, lässt sich kaum widerlegen, wenn man die oberste Besetzunng im Weissen Haus als Beispiel nimmt, sonst müsste da Hillary Clinton sitzen. Im weiteren Verlauf des Buches erklärt der wohl bekannteste Gerichtspsychiater der Schweiz wie wir Fakten so einordnen, wie es uns in den Kram passt. Er stellt dazu ein Modell vor, dass er anhand der Formel “Registrieren-Subjektivieren-Generalisieren” fassbar macht. Um dann mit viel Lust an der Debatte aufzuzeigen, wie wir so den Populisten Tür und Tor öffnen. Wie gerne zum Beispiel gern unterschlagen wird, dass gewisse Nationalitäten als Delinquenten in deutschen Kriminalstatistiken weitaus häufiger und deutlich gewalttätiger auftauchen als das beim Schnitt der anderen der Fall ist. Er stellt fest, dass man diese Fakten unterdrückt, weil das nicht darf. Und damit genau jenen ein Feld bereitet, die das Problem für Stimmungsmache bewirtschaften wollen. Ähnlich lustvoll zelebriert er seine Kritik an der Psychoanalyse, an der Frankfurter Schule. Er fordert zur Debatte auf, statt in Lagern Tabus zu verwalten. Ich teile nicht alle seine Ansichten. Gerade in Bezug auf die Kriminalstatistik möchte man darauf hinweisen, dass gewisse deutsche Delinquenten nie auftauchen, weil diese die Rechtsordnung besser zu nutzen wissen.. Doch der Mut, wie er den Finger auf offenen Wunden legt, und die Gefahren für die Demokratie aufzeigt, verdient Bewunderung. Eine absolute Aufforderung zum Lesen für alle, die Hararis Bücher verschlungen haben und die sich gerne provozieren lassen.