Ewald Arenz war für mich ein zufälliger “Fund” im letzten Jahr als ich über “Der große Sommer” gestolpert bin. Ein einfühlsamer Coming of Age Roman, der mir Lust darauf gemacht hat, mehr von dem Autoren zu lesen. Und “Alte Sorten” hat mich nicht enttäuscht. Es ist wieder ein sehr fein geschriebenes Buch, das den Leser in die Seelen der Protagonistinnen eintauchen lässt. Beider Frauen zeigen nach außen eine Fassade, lassen niemanden an sich ran, verstecken sich für mich im Grunde vor der Realität. Die ungeplante Begegnung von Liss und Sally bringt für beide etwas ins Rollen. Weil sie die gegenseitigen Geschichten nicht kennen, begegnen sie sich vorurteilsfrei und doch vorsichtig, eine fragile Freundschaft entwickelt sich, die beiden Frauen lassen sich aufeinander ein und gewinnen sich dadurch selbst zurück. Für mich war es ein Erinnerung daran, dass sich immer wieder in Blick hinter die Fassade lohnt und dass Menschen selten so sind, wie sie auf den ersten Blick erscheinen.
Ewald Arenz zeichnet mit seiner Sprache ein filigranes, feingliedriges Bild der Menschen und Landschaft. Er hat in meinem Kopf beim Lesen einen ganzen Film entstehen lassen. Als ich das Buch nun noch mal in die Hand genommen habe bin ich wieder über diese zarten Formulierungen gestolpert wie “Es war ein Raum wie klares Wasser, und es fühlte sich gut an, darin zu liegen” | “Die hundert Kleider und hundert Anzüge hörten sich in der Bewegung wie das Rauschen einer Welle an, die durch die Stille der Kirche brandete” | “Ein Januarmorgen von blauer Kälte. Die Weinstöck erstarrt in schwarzem Frost. Der Strom im Tal vom Nebel dampfend”