Zwei Jahre lebt Howard Axelrod einsam und allein in einem Haus in den Wäldern Vermonts. Einzige Kontaktmöglichkeit im einige Meilen entfernten C&C, wo er sich mit Lebensmitteln eindeckt oder im Postbüro nach Post frägt; einziger Draht in die Welt ein Telefon, das kaum je klingelt… und mitunter hat sich die Person am andern Ende auch noch verwählt… Allenfalls noch Nat, der ihm Holz für den Winter bringt oder mit seinem Pick-up pfadet.
Axelrod ist 25, es ist Jahrtausendwende - fünf Jahre zuvor hat ihn ein unglücklicher Unfall beim Basketballspiel das rechte Auge gekostet - Sehnerv durchtrennt. - Das scheint ihn komplett aus der Bahn geworfen zu haben. In seinem Bericht über die Erfahrungen mit sich und der Natur blendet er immer wieder zurück zum Unfall und der Zeit danach, ebenso springt er mit seiner Erzählung nach Bologna, wo er ein Stipendium angetreten hatte und in eine unglückliche Liebe gerät. Diese Wechsel sind mitunter im Text recht abrupt. Es laufen zwei Erzählstränge nebeneinander her - und gehören doch zusammen.
Axelrod erlebt alles recht intensiv und packt es in eine sehr bildhaft-allegorische Sprache - manchmal war mir das fast zu üppig… denn schier alles hatte mehr als eine Dimension und Bedeutung, alles verband sind mit allem.
Das Buch könnte man unterm Strich als ‘Reflexion einer Erfahrung’ bezeichnen - doch wer ‘grosse Antworten’ auf die ‘grossen Fragen des Lebens’ sucht, wird sie hier nicht finden - es sind eher stille Töne, die angeschlagen werden - diese aber durchaus mit Nachhall - denn letztendlich wird Axelrod klar, dass er sich in der Einsamkeit nicht wirklich finden kann oder wie er schreibt: Ich hatte verstanden, dass ich nicht die Person war, die andere in mir sahen, sondern dass man ohne seine Mitmenschen niemals begreift, was sonst noch für Möglichkeiten in einem schlummern.
Das Buch selbst gliedert sich in drei Teile - im dritten gibt es fast keine Rückblenden mehr - hier geht es fast ganz um seine ‘Waldeinsamkeit’ und den kurzen ‘Ausbruch’ zu Thankgiving ans Familienfest. Was es mit ihm anstellte - soviele Leute - soviele Eindrücke - soviel Lärm - das ging mir unter die Haut. Er merkt, wie er sich dem gewöhnlichen Leben völlig entfremdet hatte und komplett überfordert war….
… insgesamt ein stilles Buch - das Wesentliche fand ich, wenn ich mich von den Beobachtungen und Aussagen berühren und mitnehmen liess, ohne sie mit dem Verstand fassen zu wollen.