In zwei Erzählsträngen erfahren wir die Geschichte von Gretchen Schönaich bzw. Greta Monderath, die als Kind im 2. Weltkrieg aus Ostpreussen flüchten musste. Heute ist sie über 80 und eine Demenz macht sich bemerkbar. Schritt für Schritt erfährt ihr Sohn, welche Geschichte sich hinter den depressiven und teilweise unnahbaren Charakterzügen der Mutter verbergen.
Der erste Teil des Buches hat mich unglaublich gepackt. Die Geschichte ist zwar fiktiv, doch hervorragende Recherchearbeit rund um die Rahmenbedingungen machen sie nicht nur realistisch sondern generieren auch eine Nähe, die den Leser in ihren Bann zieht. Die Sprache ist sehr bildhaft und eloquent. 5 Sterne für den ersten Teil.
Im zweiten Teil überschlagen sich die Geschehnisse dann zusehends und münden, für meinen Geschmack, in zu viel des Guten. Was so realistisch begonnen hat, ebbt leider in einen offensichtlichen Roman ab. Das Gleiche gilt auch für die Sprache. Der geniale Stil des ersten Teils wird durch ein teilweise lapidares Geplänkel abgelöst. Schade. 2 Sterne für den zweiten Teil.
Alles in allem aber ein durchaus lesenswertes Buch, das einem auf gewissen Strecken mitnimmt und die Realität des Nachkriegdeutschlands aufleben und einen über heute noch bestehende gesellschaftliche Probleme nachdenken lässt.