Dieses Buch werden wir am 2. Februar im Rahmen meines Englisch Buch-Clubs besprechen. Hier meine Meinung dazu:
Ich bin ein bisschen hin- und hergerissen, was das Buch angeht. Ich fand die Geschichte nett, aber irgendwie fehlte mir die Tiefe. Warum das so ist?
Alles passiert so schnell. Roya und Bahman haben sich kaum kennengelernt, als sie sich verlieben und verloben. Kaum haben sie sich verlobt, verschwindet Bahman und Roya ist verzweifelt. Kurz darauf geht sie mit ihrer Schwester zum Studium in die USA. Kaum dort (aber so kommt es einem als Leser vor) lernt sie Walter kennen und heiratet ihn kurz darauf. Und dann macht die Geschichte einen riesigen Sprung, Roya besucht Bahman im Altersheim in ihrer Stadt und kurz darauf stirbt er.
Ich hatte das Gefühl, in einem Schnellzug zu sitzen, der am Leben von Roya und Bahman vorbeifährt - dabei war die Geschichte so interessant. Aber: Warum hat die Autorin nicht mehr Zeilen darauf verwendet, wie sich die beiden näher gekommen sind? Als Leser erfährt man nur, dass sie sich immer wieder im Schreibwarenladen von Herrn Fakhri treffen. Und kurz darauf sind sie verlobt… Kaum sind sie verlobt, erfährt Roya, dass Bahmans Mutter eigentlich eine andere Braut für ihn im Sinn hatte. Kurze Zeit später verschwindet Bahman. Dies ist eigentlich das Ende von Bahmans Geschichte.
Ab Seite 130 dreht sich die Geschichte hauptsächlich um Roya und wie sie mit dem Verlust von Bahman umgeht. Sie geht in die USA, wir erfahren in relativ kurzer Zeit, wie sie sich dort eingelebt hat, und dann beendet sie ihr Studium. Sie lernt Walter kennen und heiratet ihn kurz darauf. Dass Roya und Walter ihre Tochter verlieren, ist eine Tragödie. Jahre später, als sie Eltern eines Sohnes werden, werden Royas Ängste beschrieben, aber wieder nur oberflächlich.
Schließlich trifft Roya Bahman in einem Altersheim wieder, wo das Missverständnis vom August 1953 geklärt wird - oder vielmehr, warum sie sich ausgerechnet am Tag des Coupe d’Etat verpasst haben. So weit so gut - nur schade, dass Bahman kurz darauf stirbt. Und: wir erfahren nicht, warum Bahman sich in der gleichen Stadt wie Roya niedergelassen hat…
Was mir an dem Buch gefallen hat, waren die historischen Ereignisse im Iran, oder besser gesagt in Persien. Als es um den Coupe d’Etat ging, habe ich die historischen Fakten nachgeschlagen, um das Ganze besser zu verstehen. Gewisse Fakten über den Schah kannte ich schon, aber wie es dazu kam, war mir bis dahin unbekannt.
Wie gesagt, ich hätte es begrüßt, wenn das Buch ein bisschen mehr Tiefe gehabt hätte. Die Geschichte selbst war sehr interessant, aber was wussten wir über die verschiedenen Charaktere? Von Roya wussten wir, dass sie gerne liest, dass sie ihrer Mutter beim Kochen hilft und dass sie einen Fuß vor den anderen setzt, wenn es schwierig wird. Von Bahman wussten wir, dass er “ein Junge ist, der die Welt verändern will”, dass er politisch aktiv ist und dass er eine kranke Mutter hat. Das ist alles, was wir über die beiden wissen. Das ist schade.
Das Buch war flüssig geschrieben, manchmal wurden Wörter verwendet, die nicht gerade alltäglich sind, aber trotzdem musste man sie nicht nachschlagen.