Als Bündner, wohnhaft im Engadin, muss ich mich schon die Frage gefallen lassen: Wieso hast Du diese Erlebnisse von Hermann Hesse nicht schon früher gelesen? Zu den Landschaften, die bei Hesse zu den formenden Elementen seines Lebens gehörten zählen viele. Er selbst sagt: «Gesehen habe ich viele Landschaften und gefallen haben mir beinahe alle, aber zu schicksalhaft mir zugedachten, mich tief und nachhaltig ansprechenden, allmählich zu kleinen zweiten Heimatländern aufblühenden wurden mir nur ganz wenige, und wohl die schönste, am stärksten auf mich wirkende Landschaften ist das obere Engadin.» Dieser Satz, wäre er nicht derart lang, könnte aus dem Touristikbüro von St. Moritz stammen. In «Engadiner Erlebnisse» äussert sich Hermann Hesse aber auch kritisch über den Tourismus gerade in und um das mondäne St. Moritz. Wohltuend dagegen sind die Sätze zur Landschaft, die feinfühligen Beschreibungen der Menschen, welche die Talschaft prägen. Seine Bewunderung drückt er zudem in gemalten Aquarellen aus, die vor Ort entstanden sind.
Eine persönliche Bemerkung. Meine Wurzeln liegen im Engadin. Ich selbst bin erst seit meiner Pensionierung hier wohnhaft. Wenn ich die Zeile dieses Dichters und Intellektuellen lese, Zitat: «Und so ist es überall, wohin ich in dieser Gegend komme, es blickt mich überall das Ehemals und mein eigenes Gesicht und Wesen an …», dann kommen bei mir in meinem inneren Auge überdeckende Bilder der Vergangenheit hoch, ein Erinnerungsgut das tief verankert ist.