Der Ich-Erzähler, viel erfährt man nicht von ihm, begleitet den 90 jährigen Felice für gut eine Woche bei dessen Alltag in der italienischen Schweiz: allmorgendlicher Gang zur ‘Gumpe’ (ital. una pozza), regelmässiges Anfeuern des Ofens (eine Sarina! Die eigentliche Heldin dieser Geschichte 😉 ), Kochen von Kräutertees, stummes Verzehren von einfachen Mahlzeiten aus Kaki, Maroni und manchmal Käse…
Seltsam ereignislos, denn eigentlich passiert wirklich nicht viel…Doch dieses Ethnographie-anmutendes Essay überzeugt durch starke Beschreibungen, Rhythmus und ruralem Charm, ohne Idealisierung/ Romantisierung. Ganz im Gegenteil: Ich wurde von der schön poetischen, repetitiven Beschreibung dieser radikal einfachen Lebensweise in einen Schwebezustand versetzt…Fabio Andina gelingt es, dieses Setting zu beschreiben, ohne in eine Sozialromantik abzudriften.
Spoiler: Selbstverständlich verfügt Felice über eine Vergangenheit und diese gibt auch immer mal wieder Fragen (Spannung!) auf. Unter dieser scheinbar wenig ereignisreichen Lebensweise und gelebter Selbstgenügsamkeit verbirgt sich ein sehr wohl reiches Leben…
Lesenswert.