Sooo, trotz “nur” 220 Seiten hatte ich ne Weile an diesem Buch. Nach der “Harlem Shuffle”-Lesung in Zürich hab ich mir zunächst mal “Die Nickel Boys” vorgenommen. Den Pulitzerpreis hat Whitehead dafür gekriegt, sicherlich zurecht… 🏆
Worum gehts? Um das “Nickel”, ein Heim für schwer erziehbare Jugendliche, für jugendliche Straftäter und (angebliche) Tunichtgute.
Wir sind in den frühen 1960er Jahren, das Heim ist zweigeteilt: In einen Teil für Weisse und einen für POC. Unnötig zu sagen, dass die POC-Jugendlichen noch wesentlich schlechter dran sind…
Der Roman zeigt nüchtern und schonungslos den Rassismus der USA auf. Die katastrophale Situation von Farbigen, die Willkür der Justiz und vor allem: Der himmeltraurige Alltag in Heimen und Anstalten. Gewalt, Unrecht in kompletter Willkür.
Die Geschichte dreht sich hauptsächlich um Elwood, ein schwarzer Jugendlicher, der aus Versehen und unschuldig in einen Autodiebstahl verwickelt wird. Dabei war er immer fleissig, rechtschaffen, vielversprechend, intelligent. Und ein Verehrer von Martin Luther King.
Whitehead lässt Elwood an der Welt und der Realität verzweifeln. Die rassistische Umgebung schleift seine Ideale, seine Werte ab. Und dies ist für Leser:innen wie ein Schlag in die Magengrube.
Whiteheads Stil ist nüchtern, knapp, unspektakulär. Manchmal so knapp, dass es für mich den Lesefluss etwas störte. Wer es emotionaler mag, sollte Ann Petrys “Die Strasse” lesen. Aber “Die Nickel Boys” klagen leiser an. Deshalb aber nicht minder wuchtig. Es bleibt Wut und Hilflosigkeit.
Insgesamt dringende Empfehlung!