Ich war freute mich so auf dieses neue Buch von Kiera Cass und hatte einige Erwartungen daran, selbst nachdem ich zuvor einige schlechte Kritiken darüber gesehen hatte. Und ja, nicht viel kann wirklich “Selection” für mich übertreffen (ich liebe diese Reihe), was die Erwartungen im Allgemeinen ziemlich hochlegt, wie es aus diesen Bewertungen hervorgehen zu scheint. Dies sollte aber kein Vergleich sein, sondern eine Rezension für ein Buch und nur für dieses Buch. Und meiner Meinung nach war es ein ziemlich grossartiges Buch. Ein weiteres neues Lieblingsbuch von einem meiner Lieblingsautoren. 😃
Meine Erwartungen wurden erfüllt und übertroffen. Der Schreibstil der Autorin ist wie immer relativ einfach gehalten (ihre Bücher sind für mich die Besten, um neue Fremdsprachen zu lernen), weshalb es auch einfach und schnell zu lesen ist. Und doch wirken die Beschreibungen sicherlich nicht oberflächlich.
Das Grundkonzept war gut durchdacht und hatte eine überraschende Wendung, die ich nicht erwartet hatte. Die Königreiche haben eine interessante Hintergrundgeschichte und wir lernen genug über sie und ihre Systeme, um zu verstehen, was los ist. Ich freue mich bereits darauf, das Königreich Isolte im nächsten Buch zu sehen (und als Randnotiz, obwohl es für die Rezension nicht wirklich wichtig ist, entlockte mir das Buch am Anfang ein kleines Lachen, als der Ort namens Bern erwähnt wurde. Obwohl es unbeabsichtigt war, hatte ich sofort das echte Bern im Kopf und eine solche Stadt würde logischerweise nicht wirklich in diese Welt passen).
Nun zu den Charakteren. Ich mag Hollis wirklich gerne. Sie hat mit Sicherheit ihren eigenen Willen und manchmal kann es etwas übertrieben erscheinen, aber ich mag die Veränderung, die sie von dem Mädchen, das alles hat und fast (aber nur fast) von ihrem Luxus geblendet ist, zu einem Mädchen, welches sehen kann, was wirklich wichtig ist im Leben: Familie und gute Freunde. Wir sehen bereits sehr früh eine kleine Andeutung auf diese Veränderung hin, als sie Noras Entschuldigung akzeptiert, trotz ihrer vorherigen Kommentare.
Gleiches gilt für Nora selbst. Am Anfang wurde sie als ziemlich gemein beschrieben, aber zu Beginn des Buches hatte sie ihre Niederlage schon fast akzeptiert, da bereits ziemlich klar war, wer die Braut des Königs sein wird. Der Wettstreit war verloren, sodass keine Gemeinheiten mehr nötig waren. Anstatt das ganze Buch über eifersüchtig zu sein, weil sie verloren hat, akzeptiert sie dies und beginnt, die Situation zum Besseren zu verändern. Es bringt nicht viel über etwas zu jammern, dass man doch nicht haben kann. Es lässt sie sehr reif erscheinen und ich mag das an ihr. Sie ist im Allgemeinen eine meiner Lieblingsfiguren.
Ich hatte jedoch etwas mehr Mühe mit Delia Grace. Im Vergleich zu Nora und Hollis, die bereit waren über die Vergangenheit hinwegzublicken, wirkte sie unreif. Bis zu einem gewissen Grad kann ich sie verstehen und es ist natürlich Teil ihres Charakters (denn niemand ist perfekt), also ist es nicht so schlimm, aber sie ist eben einfach nicht mein Liebling.
Wenn es um die Jungs in diesem Buch geht: Sie waren okay. Ich kann Jamesons Entscheidungen zum Teil nachvollziehen. Er ist der König und muss sich schliesslich um sein Königreich kümmern, und Kinder zu verheiraten scheint in diesen Königreichen ganz normal zu sein, deshalb kann ich ihn dafür nicht verantwortlich machen, obwohl es nicht in Ordnung war, wie er sagte, dass es nur seine Kinder sind. Er ist im Gegensatz zu Hollis zum Teil immer noch vom Luxus geblendet, aber er scheint nicht böse zu sein, und ich mag es, wie er und Delia Grace sich näher zu kommen scheinen.
Silas war auch okay. Ich kann keine Mängel an ihm erkennen, aber er fällt auch nicht wirklich auf, was in meinem Fall normalerweise ein gutes Zeichen ist.
Was mir sehr gut gefallen hat, war die Tatsache, wie sich die Beziehungen abgespielt haben. Es war kein typisches Liebesdreieck, denn obwohl zwei Männer beteiligt waren, war Hollis sicherlich nicht gleichzeitig in sie verliebt. Man konnte wirklich fühlen, wie ihre Liebe zu Jameson im Laufe der Zeit nachliess (falls sie in ihn überhaupt wirklich verliebt war) und wie sie Gefühle für Silas entwickelte. Und ja, sie blieb bei Jameson, auch wenn sie bereits eine Weile mit Silas zusammen war, aber man konnte fühlen, dass dies wirklich nur an den Regeln lag und nicht daran, dass sie irgendwelche Gefühle für Jameson übrighatte.
Mit den verlorenen Gefühlen für Jameson gewinnt sie eine neue Perspektive auf das, was wirklich wichtig ist. Das zeigt sich an den kleinen Details, wie zum Beispiel, als sie versucht, mit ihren neuen Freunden in Kontakt zu bleiben, als sie von einem Leben im Luxus zu der Liebe ihres Lebens und seiner Familie übergeht, obwohl sie einen einfachen Lebensstil haben und als sie versucht, mit ihren Eltern wieder ins Reine zu kommen, obwohl sie weiss, wie enttäuscht sie über ihre Wahl sind und ich persönlich liebe das. Diese Details zeigen, wie sich Hollis im Laufe der Geschichte verändert, auch wenn sie leider leicht zu übersehen sind, was wohl teils auch der Grund für die schlechten Bewertungen ist. 🙂
Im Gesamten also absolut ein geniales Buch. Man sollte sich nicht von den schlechten Meinungen blenden lassen und sich selbst ein Bild machen, aber jemandem, dem dieses Genre gefällt, wird sicherlich auch das Buch eine tolle Lektüre bieten und sei es nur für Nebenbei. Von mir gibt es dafür aber klare fünf Sterne mit einer Extrakrone. 😃