Jetzt habe ich also alle 5 Romane der Holt-Reihe durch. War gespannt auf den “Sohn”. Nach 2 Tagen war ich damit durch und etwas enttäuscht wegen dem Ende. Was mir aber auffiel, war, dass das 1.Buch, Band oder was auch immer in der Holt-Reihe, anders ist als die anderen: bei den nachfolgenden war die Sprache ein gelungener, aber gewöhnungsbedürftiger Versuch, Belletristik mit indirekten, kurzen Dialogen zu verbinden. Hier aber, beim “Sohn” arbeitete der Autor noch klassisch, d.h. langatmigere Sätze, Beschreibungen, Empfindungen - ausser Dialoge. Die sucht oder findet man beim “Sohn” nicht. Auch hatte ich nicht das Gefühl, in einer Western-ähnlichen Kleinstadt in Colorado zu sein, sondern irgendwo in der Pampa. Holt in diesem Roman ist eher gesichtslos, uninteressant. Im Vergleich dazu bei den Folgeromanen war es anders: Man gewannt Holt als Stadt richtig lieb und damit die Menschen. Hier aber wirkte die Atmosphäre bedrückend, fast feindselig von Anfang an - irgendwie wie ein Report über eine Kleinstadt. Der Autor schrieb ja in der Ich-Form; es kam im Laufe der Story auch raus, dass er Verleger des Lokalblatts, also Journalist, war. Und dann die plötzlich Wendung, die mich enttäuschte. Kam mir vor, als ob der Autor die ganze Zeit über depressiv gewesen wäre statt euphorisch, wie bei den Folgetiteln.
Statt eines Romans würde ich das also eher als Novelle bezeichnen, was es ja im amerikanischen Original auch ist: eine Novel. Damit schliesst sich der Kreis und meine Neugier auch. Schade nur, dass dieser allererste Band nicht als erster erschien. Liegt auch an meinem Ordnungssinn oder anders ausgedrückt: man zäumt ja auch ein Pferd nicht von hinten auf!