Die amerikanische Mitdreissigerin Joan ist ein gebranntes Kind: Dobbel-Bind-Beziehung mit Mutter, ‘klassische’ Daddy-Issues, Missbrauchserfahrungen, anderweitige tod-tragische Ereignisse etc. lassen sie zu einer weiblichen Masochistin, zu einer traumatisierten Frau mit ungemeiner Gefallsucht werden. In zum Teil drastischen Szenen thematisiert Lisa Taddeo nüchtern und pointiert von sklavischer Abhängigkeit, Passivität, Unterwerfung, Betrug, Benutzung bis sexuellem Missbrauch und Vergewaltigung, Leidensfähigkeit, Suizid und Mord. In einer rasant “amerikanischen” Schreibweise baut die Autorin einen Spannungsbogen voller Bruchteile mit (Kindheits-)Erinnerungen, die den Plot nach und nach zu einem verzerrt komisch/tragischen Gesamtbild ausgestalten.
Für einen gelungenen provokativ-witzigen Road Trip in Richtung Selbstfindung aber reicht Taddeos Erstlingsroman nicht aus: Enttäuschend inkonsequent flacht die Geschichte gegen Ende beinahe ‘versöhnlich’ ab. Trotz “trash”-anmutenden Versuchen, wild verwegener Sprache und clever eingesetzten Cliffhangern bleibt ein fahler Nachgeschmack effekthascherischer Dramaturgie und verpasster Chance auf eine gelungene Provokation und Kritik an gegenwärtigen Geschlechterverhältnissen zurück. Schade eigentlich.