“Der Verrückte” ist seit langem mal wieder ein Roman dessen Figuren und deren Entwicklung mich wirklich fesseln konnten. Wer dieses Buch allerdings in die Hand nimmt und denkt, Mankell = Walander alles klar, der hat sich vergriffen. Dieser Roman entstand in den 70er ist also ein frühes Mankell Werk und ich bin begeistert wie ausgereift doch sein Stil bereits war, oder vielleicht schon von Anfang an war. Es geht ja um einen jungen Mann der aus Stockholm aufs Land in ein kleines Dorf zieht und um die Problematiken die sich ergeben, wenn jemand neues in so eine kleine Dorfgemeinschaft eindringt. Es ist die Zeit kurz nach dem zweiten Weltkrieg und in der Einleitung erfährt der Leser, quasi als Hintergrundinformation, dass es ganz in der Nähe eine Art Konzentrationslager gab, in das einige Dorfbewohner verschleppt wurden, die nach Ende des Krieges wieder freigelassen wurden und sich wieder in die Dorfgemeinschaft einfügten, grad so als sei nichts passiert. Und mit dieser Last konfrontiert entfaltet sich die Geschichte um Bertil den jungen Mann. Die Thematik ist gerade jetzt aktuell, denn immer wieder werden wir heute damit konfrontiert, dass Fremde in bestehende Gemeinschaften kommen und integriert werden müssen. Das dies damals und heute leider immer noch gleich problematisch ist, wird sehr deutlich. Das hat mir auch am besten Gefallen an diesem Buch, dass die Romanfiguren so menschlich sind. Sie sind verlogen, sie wollen von sich ablenken, sie schweigen lieber als Dinge anzusprechen und hoffen das der Kelch an ihnen vorbei geht. Es wird gelogen und mit dem Finger gezeigt und schließlich wie kann es anders sein, kommt es auch zu Gewalt. Das Buch von Mankell ist eine kritische Sozialstudie, die mit wirklich schöner Sprache und stilsicher vom Autor erzählt wird und mich berührt aber auch gut unterhalten das Buch zuklappen lässt. Sicher nicht eine einfache triviale Lektüre, aber absolut lesenswert.