Aller Anfang ist schwer hiess es für mich zu Beginn des Lesens, da mir der Schreibstil etwas zu kühl erschien. Aber nach den ersten Seiten hat mich die Handlung doch gepackt, durch das Erscheinen der Tochter Selma und ihren Kindern hat die Erzählung für mich Fahrt aufgenommen.
Zu Beginn war mir die Beschreibung der Beziehung zwischen Rahel und Peter auch etwas arg oberflächlich - man schweigt sich halt an - aber mit Selmas Auftauchen scheint gar der grössere Konflikt zwischen Mutter und Tochter zu existieren und die Beziehung zwischen Rahel und Peter wird facettenreicher, da sie als Eltern/Grosseltern recht einig wirken und mehr oder weniger an einem Strang ziehen.
In der 2. Woche der Erzählung bin ich dann endgültig «auf dem Hof angekommen» und konnte die Atmosphäre dort gut nachvollziehen, und auch die Beziehung zwischen Rahel und Peter wurde für mich interessanter. Auch wenn zwischen ihnen inzwischen oft Schweigen herrscht, sind sie doch Seelenverwandte und man kann erahnen, wieso sie so viele Jahre verheiratet sind und sich trotzdem auch verloren haben.
Die finale 3. Woche der Erzählung habe ich dann sehr schnell gelesen, weil mich die Geschichte doch ziemlich in ihren Bann gezogen hatte. Auch das Ende war für mich stimmig - Rahel und Peter sind sich schon wieder näher gekommen, aber von einem “Happy End” kann man nicht sprechen; halt wie “im echten Leben” - in 3 Wochen kann man wohl keine Beziehung, die sich über Jahre entfremdet hat, komplett “wiederherstellen”. Recht dramatisch fand ich den Handlungsstrang um die «mütterliche Freundin» Ruth und ihren Partner Viktor, der nach einem Schlaganfall auf dem Weg der Besserung zu sein scheint. Bevor Rahel aber noch einmal mit ihm sprechen und klären kann, ob er ihr Vater ist, stirbt Viktor während seiner Reha. Auch hier bleiben also viele Fragen offen.
Im Buch werden also viele Themen vermeintlich nur oberflächlich angesprochen. Mir hat das Konzept gut gefallen hat - man bekommt eine Art Schnappschuss aus dem Leben der Charaktere und muss sich selbst seine Gedanken machen, wie es mit diesen wohl weitergeht.