Persönliche Meinung
Wie so oft, hatte ich mich eigentlich sehr auf das Buch gefreut. Klappentext klang gut und das Cover ist ein Traum und bisher mochte ich die Bücher von Laura Kneidl. Dann haben viele Vorableser SO SEHR davon geschwärmt, dass die Erwartungen stiegen ich aber gleichzeitig ahnte worum es ging. Es waren einfach zu viele Aussagen à la „wichtiges Buch“ „unheimlich wichtiges Thema“ „Jahreshighlight 2019“ das ich einfach ahnte worum es gehen würde.
Ich habe das Buch zusammen in einem Buddyread gelesen mit Sofi, Fiona und Josia und glücklicherweise waren wir uns ziemlich einig. Erstmal alles ohne Spoiler.
Mir gefiel grundsätzlich die Idee und Absicht hinter dem Buch. Das wars aber auch schon mit dem Positiven Teil. Ach ja- es liess sich immerhin schnell und flüssig lesen. Der Schreibstil war allerdings nicht ausserordentlich gut. Durchschnitt würde ich eher sagen.
Ich hatte total Mühe mit Micah, der Hauptperson und ICH Erzählerin. Sie ist verwöhnt, musste noch nie arbeiten, mischt sich überall mit ein und hat das Gefühl sie opfert sehr viel. Mich hat genervt wie sie sich bei Cassies Liebesleben einmischt, ihre Aussage über Lilly war ein absolutes No-Go, wie sie schon beinah besessen von Julian ist. Sie hasst ihre Eltern, lässt sich aber alles von ihnen bezahlen, fühlt sich wie der Messias weil sie einem Pizzajungen 20$ Trinkgeld gibt (ist ja nicht mal ihr Geld) kauft sich ständig Comic, Graphic Novels und Mangas ein, hat ihr ganzes Leben noch nie einen Finger gekrümmt, sodass sie nicht weiss wie eine Waschmaschine funktioniert, lebt seit Wochen aus den Kisten in ihrer neuen Wohnung, da sie keine Zeit hat, die Kisten auszuräumen, hat aber Zeit sich eine Kistenfestung zu Bauen mit integrierter Lichterkette und Türvorhang…… und dann der Teil mit ihrem Bruder. Sie schreibt ihm täglich nervige Witze und hat das Gefühl sie macht ECHT VIEL um ihn zu finden. Statt sich echte Sorgen zu machen, verkuppelt sie lieber ihre Nachbarn. Einmal lässts sie sich eine Playstation inklusive 4 Spiele andrehen. Das zeigt meiner Meinung nach ganz gut, wie unselbständig und ahnungslos und eine reiche verwöhnte Göre sie ist. Auch ein Fitnesscenter das monatlich eine Rechnung im dreistelligen Bereich hat, ist einfach so mal drin.
Dann kam es mir vor, als wären alle anderen Charaktere viel mehr im Fokus gestanden und „ausgearbeiteter“. Wobei Ausgearbeitet in diesem Fall hiess, dass jeder eine diverse Charaktereigenschaft bekam. Wir haben den schwarzen, der mit Rassismusvorwürfen zu kämpfen hat, die Diabetikerin, die muslimische Food Bloggerin, die Vegetarierin, die verklemmten und konservativen Eltern, der Schwule, die Teenie Mum, der Kranke und dann noch Julian. Das war einfach alles des Guten zu viel. Laura hätte sich lieber nur auf eine Thematik fokussiert. Nicht falsch verstehen, ich freue mich, wenn die Charaktere verschieden sind, aber hier war es so erzwungen gewollt und schon fast klischeehaft schubladisierbar.
Die Comic Referenzen die die meisten Leute zu viel fanden, haben mich nicht soo sehr gestört. Klar waren sie ein bisschen zu aufdringlich, aber mit denen kann ich gut leben.
Was mich allerdings von allem am meisten gestört hat, war der fahle Beigeschmack beim Lesen. Ich habe mich nämlich gefühlt wie in einer Fanfiction für Bookstagram. Es waren echt alle Thematiken und Anspielungen so gewählt, dass möglichst viele Bookstagramer sie lieben und hypen würden. Someone New ist in meinen Augen ein Buch, welches extra für die Bookstagram Community geschrieben wurde.
«#Bookstagram»
Die Einzige Quote die mir wirklich gut gefiel und die mein Highlight im Buch war:
«Jedes Mal, wenn das Thema (Kinder) aufkam, versicherten mir irgendwelche Menschen, denen mein Uterus eigentlich hätte egal sein sollen, dass ich meine Meinung noch ändern würde, wenn ich erst einmal älter war oder den richtigen Mann gefunden hatte.»
Leider ist das wirklich etwas was alltäglich ist. Wenn man als Frau keine Kinder will, wird man behandelt wie, wenn man die Pest hat. Wirklich sehr traurig.
Ich mochte die Szene mit Micah und Luca. Das war witzig und nett. Trotzdem waren 550 Seiten einfach viel zu viel. Es passiert einfach nichts und zieht sich, plätschert einfach so vor sich hin, es kam kein einziges Mal Spannung auf.
SPOILER
ACHTUNG SPOILER
Leider habe ich schon vor dem ersten Satz geahnt das Julian Trans ist, dass hat dem ganzen sehr viel „Spannung“ genommen. Dadurch habe ich nur auf seine „Enthüllung“ gewartet und die kam halt leider erst 50 Seiten vor Schluss und wurde dann innerhalb dieser Zeit behandelt. Für dass es die Hauptthematik sein sollte, fand ich das sehr schwach. Und dann wurde auch irgendwie gar nix erklärt, sondern es ging nur um Sex ich persönlich hätte hier gerne mehr gehabt. Ich habe mir aber sagen lassen, dass Laura es bewusst so schwammig gelassen hat, da es wohl sehr schwer ist, diesen Prozess zu beschreiben, wenn man ihn nicht selber erlebt hat. Ich fand es auch ein bisschen schade, dass Julian beinah als einziger so grau blieb. Obwohl seine Geschichte mich am meisten berühren hätte können, blieb es im Hintergrund. Andere Nebencharaktere bekamen mehr Aufmerksamkeit und Platz und zeit sich zu entfalten.
Ich fand es schrecklich schade, dass kein Elternteil in dem Buch ein bisschen Akzeptant gezeigt hat. Ich hätte es schöngefunden, wenn einer von den Vieren wenigstens okay gewesen wäre mit Schwulen, Transen etc. ich weiss nicht… es hat mich einfach gestört, dass BEIDE Eltern, also Julians und Micahs/Adrians Eltern so total konservativ waren.
Die Szene wo Micah bei den Eltern ist und dann austickt, weil die nix mehr mit Adrian zu tun haben wollen. Mädchen… das wussten wir schon von Seite 1 an! Warst du echt so blind? Bist du nun echt und wirklich überrascht? Micahs Reaktion kam einfach etwa 400 Seiten zu späte!
«Kaffee»
Ich fand es auch grässlich wie Cassies erste Frage war, ob die beiden sex hatten. Die kennen sich nicht mal besonders gut. Weder Cassie und Micah, noch Cassie und Julian. Sowas würde ich nienienienie eine mir fast Fremde Person fragen. Diese „Freundschaft“-Szenen waren einfach awkward.
SPOILER ENDE
SPOILER ENDE
Ich wünschte ich hätte das Buch besser gefunden.
Fazit: Tolle Thematik, leider sehr viel belangloses drumherum