Ich habe die letzten zwei Wochen damit zugebracht, “Schuld und Sühne” von Fjodor Dostojewski zu lesen. Ich bin froh, es endlich geschafft zu haben, etwas von ihm zu lesen, da es schon lange auf meiner To-do-Liste war (und es wird sicherlich nicht das letzte sein, ich habe bereits “Die Brüder Karamasow” im Visier.) Ich habe mich für “Schuld und Sühne” entschieden, weil ich gehört hatte, es sei ein fantastisches und wichtiges Werk der Weltliteratur. Meine Erwartungen waren dementsprechend riesig, ich hoffte, dass der Roman mich vom Stuhl reissen würde. Dort liegt auch mein Fehler. Dass es ein grosses Werk ist, ist unbestritten. An Intelligenz, Tiefsinnigkeit und Schönheit ist es schwer zu überbieten. Mit seiner Art zu Erzählen entführt Dostojewski einen geradezu in die Geschichte, die Schauplätze und die Figuren sind wundervoll beschrieben. Und auch das, was im Kopf Roskolnikows, der Hauptfigur, vorgeht. Langweilig wird es nur stellenweise, das Buch lässt sich gut lesen, es ist nicht zu schwierig, aber auch keine Unterforderung. Irgendwann aber wendete sich für mich das Blatt, und zwar ab dem Moment, wo Roskolnikow zum ersten Mal auf Swidrigailow trifft. Ich mag diesen Bösewicht nicht und erachte ihn als komplett obsolet. Von hier aus war das Lesen kein Genuss mehr, ich mochte den ganzen Rest nicht annähernd so sehr wie die ersten beiden Drittel, die ich nur so verschlungen habe. Ich bin im Zwiespalt: Ich bin begeistert vom Roman, aber auch enttäuscht. Es fällt mir schwer, mein Empfinden dem Roman gegenüber irgendwo einzuordnen. Habe ich womöglich etwas bezüglich Swidrigailows Figur nicht verstanden? Ist er wichtiger, als er mir vorgekommen ist?