Zum Reiz von David Mitchells Romanen gehören seine Andeutungen des Phantastischen im Alltäglichen, die nicht ausformuliert werden, und die Gastauftritte von Figuren aus anderen Büchern. Leider treibt er in «Die Knochenuhren» letzteres zum Exzess und verzichtet auf ersteres völlig. Das Buch ist wohl als eine Art «Avengers Endgame» des «Mitchellverse» gedacht und scheitert damit grandios. Die Figuren werden holzschnittartig in Kategorien gepresst, wo – bis auf wenige Ausnahmen – die Guten nahezu heilig und die Bösen buchstäblich monströs sind. Bisher nur angedeutete Konzepte wie Seelenwanderung werden mit schmerzhafter Gründlichkeit ausformuliert und die Motivation aller Beteiligten ist platt und langweilig.
Stilistisch glänzt Mitchell in gewohnter Weise und aber leider vernachlässigt er mit diesem Buch alles, was seine anderen Romane so speziell gemacht hat.