Völlig verwirrt in einem Krankenhaus aufzuwachen, sich nur Bruchstückhaft daran zu erinnern was passiert ist und dann die Nachricht zu bekommen, das die Eltern erschossen wurden. Eine Horrorvorstellung für uns alle. Aber Klara Kallenbach ist genau dies passiert. Als sie nach einem Familienessen zu ihrem Elternhaus zurückkehren, werden ihre Eltern erschossen und sie, so wie auch ihre Schwester Louisa angeschossen. Doch wer ist daran interessiert ihre ganze Familie auszulöschen? Klara kann sich einfach nicht vorstellen, wer das getan haben könnte. Im Spital wird sie von der Aussenwelt abgeschottet, sie darf keinen Besuch empfangen und ihr Handy wurde auch eingezogen. Durch die beiden zuständigen Ermittler wird sie mehrmals befragt und Klara beschleicht das ungute Gefühl, dass sie selbst in Verdacht steht etwas damit zu tun zu haben. Als dann auch noch Louisa beginnt einige Vorkommnisse zu verdrehen, steht Klara in einem schlechten Licht da. Zu Beginn scheint die Familie Kallenbach eine Bilderbuchfamilie zu sein, die beiden Schwestern kommen gut miteinander aus und sind unzertrennlich. Doch Louisa zeigt plötzlich ein anderes Gesicht. Auf einmal hat Klara das Gefühl dass auch im Krankenhaus nicht alles mit rechten Dingen zu geht. Schwester Sybille verhält sich ihr gegenüber merkwürdig und auch Schwester Laura und der Bewacher Quirin verhalten sich komisch. Ist sie im Krankenhaus überhaupt sicher und versucht der Täter sein Vorhaben zu Ende zu bringen und die ganze Familie Kallenbach auszulöschen?
In ‘Die Fremde- du darfst nicht leben’ kann der Leser sich sehr gut in Klara hineinversetzen. Es wird in der Ich-Form geschrieben, was die Ängste und Überlegungen von Klara für den Leser sehr greifbar macht. Durch die Autorin werden viele Fährten gelegt und die eigene Verdächtigenliste wird immer länger. So beginnt man als Leser bis zum Ende mitzufiebern und kann das Buch nur schwer zur Seite legen.
Sowohl Klara, wie auch Louisa kommen sympathisch rüber. Doch Louisa wurde mir, durch das Verdrehen von Vorkommnissen, immer unsympathischer. In diesem Charakter habe ich mir sehr getäuscht. Mit David, dem Ehemann von Klara, wurde ich nie ganz warm. Er hat eine sonderbare Ausstrahlung und war für mich einer der ersten auf der Verdächtigenliste. Von den beiden Ermittlern, konnte ich nur mit Mittmann was anfangen, Schrade war mir persönlich zu oberflächlich und hat alles nur belächelt. Die Charakteren sind sehr gut ausgearbeitet, denn die vermeintlich Bösen werden plötzlich zu Guten und umgekehrt. Für den Leser war bis zum Schluss nicht zu durchschauen, wer den nun hinter der Tat steckt.
Die Handlung spielt grösstenteils im Spital, was jedoch keine Auswirkung auf den immer vorhanden Spannungsbogen hat und für eine solche Geschichte genau der richtige Handlungsort ist. Die Rückblenden zu Situationen in der Vergangenheit haben zur Abwechslung beigetragen und dem Leser notwendige Informationen aus vergangenen Zeiten gegeben.
Das Buch ist aus meiner Ansicht sehr lesenswert. Jedem Leser der gerne Thriller liest, fühlt sich in diesem Buch gut aufgehoben.