Die Schneckenforscherin Auguste hat sich völlig aus der Welt zurückgezogen. Ihre Wohnung ist ein kurioses Sammelsurium, in dem sie mit ihrer Schnecke lebt – dem letzten Exemplar ihrer Art, einem sogenannten „Endling“. Als ihre einzige Verbindung zur Außenwelt, eine Brieffreundin, plötzlich verstummt, gerät Auguste aus dem Gleichgewicht. Doch dann taucht ihre Teenager-Nichte auf, und die beiden begeben sich gemeinsam auf eine ungewöhnliche Reise – mit Schnecke im Gepäck.
Diese Dystopie hat eigentlich alles, was ein Roman brauchen würde: Die Geschichte spielt im Jahr 2041, das Klima ist gekippt, viele Arten sind bereits ausgestorben, faschistische und misogyne Strukturen bestimmen das politische Klima. Es geht um Artensterben, Einsamkeit, radikale Selbstabschottung – große Themen also. Aber genau das ist mein Problem: Es bleibt seltsam blutleer. Ich habe beim Lesen nichts gespürt – keine Angst, keine Dringlichkeit, keine emotionale Beteiligung. Obwohl die Welt, in der Auguste lebt, dystopisch ist, kommt das Gefühl einer Bedrohung kaum durch. Stattdessen wirkt alles wie durch einen wissenschaftlichen Filter betrachtet. Die Sprache ist sachlich, klar, fast kindgerecht – leicht verständlich, aber eben auch ohne Tiefe oder Ambivalenz. Ich fand den Roman über weite Strecken langweilig.
Was man dem Buch zugutehalten muss: Es enthält viele interessante biologische Informationen, besonders über Insekten. Jedes Kapitel ist nach einem Tier benannt, das dann auch eine Rolle spielt. Wer gerne etwas lernt beim Lesen, wird hier sicher fündig. Aber literarisch – sprachlich, atmosphärisch, stilistisch – war mir das alles zu glatt, zu harmlos, zu leise. Gegen Schluss kommt dann etwas Spannung auf, aber es reicht für mich nicht, um das Buch zu retten.
Ein Roman mit einem wichtigen Thema – aber ohne das emotionale Gewicht, das es bräuchte. Vielleicht eignet sich das Buch für ein jüngeres Publikum, das zum ersten Mal mit Themen wie Artensterben oder gesellschaftlicher Isolation in Berührung kommt. Wer aber literarische Tiefe, stilistische Finesse oder wissenschaftliche Substanz erwartet, wird enttäuscht. Es bleibt zu seicht – in Sprache, Atmosphäre und Aussage.
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