Yu-hee liebt ihre Pflanzen, nicht die Menschen. Sie tauscht ihren frustrierenden Bürojob gegen einen eigenen Laden und schafft damit einen Rückzugsort für Frauen, die unter den Demütigungen und Übergriffen von Männern leiden. Doch Yu-hee hört nicht nur zu – sie handelt. Männer, die Frauen Schaden zufügen, verschwinden. Für immer.
Der Stil des Romans ist nüchtern, fast protokollarisch. Gefühle werden selten gezeigt, vieles bleibt ausgespart. Man erfährt nicht genau, was passiert oder was gesagt wird – die Lücken muss man selbst füllen. Dadurch entsteht ein kühler, fast reportageartiger Ton, der einerseits Distanz schafft, andererseits die Lesenden zwingt, ihre Vorstellungskraft einzusetzen. Yu-hee ist dabei keine Figur, die uns in ihr Denken hineinzieht. Sie reflektiert nicht, sie erklärt nicht – sie handelt.
Obwohl es um Morde geht und ein Polizist auf ihrer Spur ist, ist Plant Lady kein Thriller im klassischen Sinn. Der Roman will weniger Spannung erzeugen, sondern die gesellschaftlichen Strukturen zeigen, die Frauen oft schutzlos zurücklassen. Dass Rache und Mord in dieser Geschichte als letzte Konsequenz erscheinen, hat eine bittere Pointe: Es ist eine Welt, in der Verständigung zwischen den Geschlechtern nicht mehr möglich scheint.
So steckt in dem Roman auch bitterer Humor, aber die eigentliche Botschaft bleibt traurig: Es darf nicht sein, dass Frauen eine Rächerin brauchen, um sich gegen Männer zu behaupten.
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