Ich hatte gerade meinen letzten blutigen Krimi durch und das starke Gefühl, jetzt für lange Zeit genug Blut gelesen zu haben. Etwas ganz anderes musste her. Vielleicht zufällig - vielleicht war’s auch Carl - lief ich wieder an dieses Buch heran. Dieses Mal übersprang ich den Klappentext griff gleich zu, sonst hätte ich es mir womöglich nochmals überlegt.
Eigentlich geschieht furchtbar wenig in Ein wirklich erstaunliches Ding, und doch ist es dem Autor sehr erfolgreich gelungen eine dauerhafte Spannung aufzubauen. Tatsächlich habe ich nur wenige Bücher so rasch verschlungen. Dabei scheint der Plot banal:
Carl ist eine rätselhafte Skulptur, die plötzlich einfach da ist. Und April, ein junge, gut aussehende und smarte Grafikdesignerin entdeckt ihn als erste, macht ihn und damit auch sich mit YouTube-Videos richtig, richtig gross - und potenziert dies via soziale Medien. Mit allen erdenklichen Höhen und Tiefen.
Nach den ersten paar Dutzend Seiten hatte ich etwas Mühe. Es zeichnet sich schnell ab, dass Carl aussergewöhnlich ist, dass die Carls (es gibt mehrere) allesamt aussergewöhnlich sind. Dass bestimmte Institutionen oder Regierungen nicht viel eher eine tragende Rolle einnehmen, lässt sich schlicht nicht schlüssig erklären. Für mich wirkte das etwas unglaubwürdig.
Wenn man aber bereitwillig darüber hinweg sieht, wird man aber mit einem packenden Abenteuer (mit gelungener Sci-Fi-Komponente) belohnt, das irgendwie alltäglich und irgendwie so gar nicht alltäglich ist - und einen richtig reinzieht.
Würde ich durchaus auch Leserinnen und Lesern empfehlen, die wenig oder gar nichts mit YouTube und Social Media am Hut haben.
Am Rande: In Teilen erinnerte mich April May übrigens verblüffend stark an April Ryan, eine Protagonistin aus einem Adventure-Videospiel längst vergangener Tage (The Longest Journey).