Als die Künstlerin Willow West den Englischlehrer George Emerson zum ersten Mal sieht, fühlt sie sich auf irgendeine Weise von ihm angezogen. Nein, nein, keine Liebe auf den ersten Blick, aber da war etwas, wenn auch sehr Gegensätzliches. Er mag sein ruhiges, geordnetes Leben und sie würde da wohl nur Unruhe und Unordnung hineinbringen. George muss seine Komfortzone verlassen und stellt fest, dass bei Willow auch nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen ist…
Erster Eindruck: Das auf Retro gemachte Cover gefällt mir sehr gut.
Ich konnte mir die beiden Hauptprotagonisten sehr gut vorstellen: einerseits der konservative, eher etwas steife und in seinen Abläufen behaftete Lehrer George und andererseits die flippige Hippie-Künstlerin Willow. Er hat mich ein bisschen an Walter Matthau und sie an Ann-Margret aus dem Film „Ein verrücktes Paar“ („Grumpy Old Men“) erinnert…
George ist noch nicht mal 55 Jahre alt und muss in den Ruhestand – nach 30 Jahren als Lehrer an der Warner High. Das stelle ich mir schwierig vor, einfach vom aktiven Berufsleben mit 100% Beschäftigung auf Ruhestand zu schalten. Er hat von seinen Schülern den Spitznamen „Mr Bean“ erhalten, da er auch so zwanghaft ist: 07:07 Kaffee, 07:27 Frühstück-Ende, dreimaliges Kontrollieren der abgeschlossenen Tür… Ich musste lachen, als stand „Er war nun mal kein Cary Grant.“ – ja, zwischen Mr Bean und Cary Grant sind also Weeeeelten (nichts für ungut, Mr Bean!).
Willow ist eine lebenslustige Frau, die sich um ihren Enkel Collin kümmert. Das Verhältnis zu ihrer Tochter Josie ist schwierig, denn aus deren Sicht ist Willow allein für ihr „Elend“ verantwortlich. Ich fand Georges Irritation, dass Willow ein Dankgebet vor dem Essen sprach, sehr interessant. Er hätte nicht erwartet, dass sie gläubig ist. Aber wieso auch? Ob jemand gläubig ist, steht ja nicht auf der Stirn geschrieben und lässt sich auch nicht am Klamottenstil festmachen.
Willow hat eine gänzlich andere Sicht auf das Leben, so dass sie nicht daran denkt, dass es George zu viel sein könnte. George fühlt sich sodann überfahren, überfordert. Mich hat George übrigens mehrfach mit seinem Handeln im positiven Sinne überrascht.
Pensionierung, Komfortzone, Veränderungen, Angst, Glaube – dies sind einige der behandelten Stichworte. Für mich war es das erste Buch der Autorin, wird aber bestimmt nicht das letzte gewesen sein. Die Geschichte hat sich flüssig lesen lassen und zog wie ein Film vor meinem inneren Auge vorbei. Ich habe jedoch das Gefühl, dass sich alles in einer zu kurzen Zeitspanne entwickelte, um realistisch zu sein. Nichtsdestotrotz hat mir das Buch sehr gut gefallen und erhält 4 Sterne von mir.