Mai Thi Nguyen-Kims Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit bemüht sich darum, wissenschaftliche Methoden und Fakten als Grundlage gesellschaftlicher Diskussionen zugänglich zu machen. Dabei überzeugt das Buch mit anschaulichen Beispielen, einer breiten Themenauswahl und verständlichen Bildern, die komplexe Prozesse greifbar machen. Dennoch wirkt die Argumentation aus sozialwissenschaftlicher Perspektive oft zu vereinfachend. Gesellschaftliche Machtverhältnisse, historische Kontexte und die politische Dimension von Wissen bleiben zu sehr im Hintergrund. Die Autorin ist Naturwissenschaftlerin und betrachtet soziale Fragen eher technisch respektive naturwissenschaftlich betrachtet - worauf sie ja auch immer wieder selbstkritisch und nicht selten selbstironisch gesteht. Am Ende bleibt aber das Gefühl, dass wichtige Ebenen fehlen – trotz guter Erklärungen und erkennbarer Vermittlungsabsicht.