(Inhalt vgl. Cover)
Der 1997 erschienene Band basiert auf Notizen der Autorin, welche sie während den Jahren geschrieben hat, als ihre Mutter an Demenz erkrankt ist. Der Schreibstil gefällt mir nicht besonders, passt aber zur Geschichte. Die kurzen, abgehackten und unsentimentalen Sätze, oft Wörter ohne Artikel, hat mir die einzelnen Situationen vor Augen geführt, ebenso die Hilflosigkeit, Ängste, Verzweiflung, Wut, Ekel, Scham, Liebe und Schuldgefühle der Autorin ihrer Mutter gegenüber. Mit den kurzen Notizen, welche die Autorin nach jedem Besuch bei ihrer Mutter geschrieben hat, erlebt die Leserin*der Leser den Verfall einer an Demenz erkrankten Person.
- Der Zeigefinger, der seitlich vom Gelenk absteht, sieht aus wie eine Vogelkralle.
- Wieder festgeschnallt. Schafft es nicht, den Kuchen zu essen (…), ihre Hand findet den Mund nicht.
Hätte ich diese schwer ertragbare Krankheit in meiner Familie nicht mehrmals selbst erlebt, würde ich die Notizen der Autorin vermutlich kaum aushalten können. Mitzuerleben, wie ein lieber Mensch entschwindet und zum Beispiel die Umkehrrolle Mutter/Tochter aushalten zu können, verlangt den nahestehenden Personen viel ab.
Dieses Buch ist anders als andere, welche ich von Annie Ernaux gelesen habe.