Das Silmarillion ist ohne Zweifel das Herzstück von Tolkiens Schaffen – das Fundament, auf dem Der Hobbit und Der Herr der Ringe überhaupt erst stehen können. Wer Mittelerde wirklich verstehen will, muss hier beginnen – oder vielmehr: hierhin zurückkehren.
Dieses Werk umfasst die Mythen und Chroniken aus den unermesslichen Zeitaltern vor Bilbo und Frodo. Es erzählt von der Erschaffung Ardas, einer noch flachen Welt, vom Erwachen des Bösen und den Taten der Erstgeborenen (Elben) und der Nachgeborenen (Menschen). Drachen, Valar, Maia, Orks, Elbenreiche und die versunkene Insel Númenor – sie alle sind hier zum ersten Mal erwähnt. Und doch: Hobbits wirst du hier vergeblich suchen. Dafür begegnet man alten Bekannten wie Elrond, Galadriel oder Círdan, die hier in einem weit größeren, fast göttlichen Zusammenhang erscheinen.
Stilistisch unterscheidet sich das Silmarillion stark von Tolkiens bekannteren Romanen. Es ist keine Abenteuergeschichte, sondern eine Sammlung uralter Legenden – geschrieben wie ein heiliges Buch einer längst vergangenen Welt. Doch wer sich darauf einlässt, wird reich belohnt: Die Geschichten von Beren und Lúthien, Turin Turambar, Gondolin oder der Untergang Númenors entfalten sich später als eigenständige Romane in voller epischer Pracht.
Tragisch bleibt, dass J.R.R. Tolkien die Veröffentlichung seines Lebenswerks nie mehr selbst erlebte. Erst sein Sohn Christopher Tolkien gab dem Vermächtnis seines Vaters Form und machte diese Mythen zugänglich.
Das Silmarillion ist kein leichtes Buch – aber es ist das Buch für alle, die tiefer und tiefer in die Welt von Mittelerde eintauchen wollen. Wer sich nicht scheut, Stammbäume zu zeichnen und Namen zu notieren, wird hier den Ursprung der größten Fantasy-Geschichte aller Zeiten finden.