Eine Leiche taucht im zugefrorenen Ödwilersee auf - eigentlich tauchen sie nicht auf bei diesen Temperaturen. Diese Aussage ist wie ein Synonom für den Inhalt des Buches - eigentlich tauchen Leichen nicht auf wenn die Temperaturen niedrig sind, es nicht brennt.
Im Roman trifft man auf Schibig, der eigentlich immer im Archiv ist und ganz entgegen seiner eigentlichen Absicht in den Fund der Leiche verwickelt ist und durch die Bekanntschaft mit “der Alten” (Rosa) auch aus dem Archiv auftaucht und sich auf Nachforschungen einlässt. Dann sind da auf der anderen Seite Kern, seine Frau und besonders seine kranke, alte Mutter, die unbedingt will, dass die Blutslinie weiterbesteht, die Gesinnung weitergegeben wird. Kern ist es, der wegschaut - das Handeln liegt ihm nicht. Er steht für eine grosse Gruppe von Menschen.
Was hat es mit dem Toten auf sich, was mit der Gruppierung, zu der Kern gehört. Was mit der Hinterlassenschaft der Mutter von Kern?
Es ist ein Krimi, der stark vom Inhalt des Nazivermächtnisses lebt, davon, dass es nicht einfach vergangen ist sondern immer noch hochkommen kann, davon, dass oft einfach nicht hingeschaut wird, dort wo es unbequem ist.
Martina Clavadetscher hat eine ausgezeichnete Sprache, keine einfache. Man muss dabei sein. Sie sagt oft viel mit wenigen Worten, denen man gerne länger gedanklich nachhängt.
Eine lebhafte Leseempfehlung!
- Alle schweigen. Denn die Unsicherheit kennt nur ein Geräusch. Die ungewollte Stille.
- Dulden kennt keinen Widerstand. Dulden ist die scheinheiligste Art des Verbrechens.