Zwei Frauen, Antonia und Toni, erleben in „Im Leben nebenan“ von Anne Sauer parallele Lebenswege, die sich mit Fragen zu Familie, Beziehung und Selbstfindung auseinandersetzen.
Anne Sauer gelingt es in „Im Leben nebenan“, zwei parallele Lebensgeschichten zu weben, die sich mit zentralen Themen wie Kinderwunsch, Partnerschaft und weiblicher Selbstdefinition beschäftigen. Das Buch ist angenehm und flüssig zu lesen, was den Einstieg leicht macht. Dennoch fiel es mir schwer, einen wirklichen Zugang zu beiden Protagonistinnen – Antonia und Toni – zu finden. Ihre Charaktere blieben für mich trotz der unterschiedlichen Lebenslagen zu blass und wenig greifbar, was möglicherweise an der starken Fokussierung auf das Thema Kinderkriegen lag.
Die wiederkehrende Frage, ob eine Frau sich über Mutterschaft und Beziehung definiert, zieht sich wie ein roter Faden durch die Handlung. Dabei wirkte es manchmal so, als würde ein gesellschaftliches Idealbild von „so sollte es sein“ unterschwellig vermittelt – sei es durch Antonias innere Monologe oder das Verhalten der Schwiegermutter. Die Parallelführung der Geschichten hätte mehr Tiefe und Individualität verdient, um die Vielschichtigkeit weiblicher Lebensentwürfe authentischer darzustellen. Insgesamt bleibt ein Roman, der wichtige Themen anspricht, für mich aber zu einseitig und wenig überraschend bleibt.