Puh, was für ein Ende, was für eine Geschichte! Ich bin begeistert und auch sehr bewegt, denn das Buch ist schonungslos und zeigt die dunklen Abgründe der Menschen genauso wie die Überzeugung, zu seiner Familie zu stehen - oder sich gegen sie zu stellen, auch wenn es weh tut.
Zoran Drvenkar kannte ich nur von den Erzählungen meiner Freundin, die ihn liebt. Und daher wusste ich, dass mich etwas besonderes erwartet. “Sie warten, dass Du auftauchst.” Das ist der erste Satz und ich war sofort im Wasser - diese Du-Form fand ich genial, ganz kurz am Anfang gewöhnungsbedürftig, aber danach einfach passend. Auch die Perspektivenwechsel fand ich gelungen, auch wenn dies aufmerksames Lesen erfordert. Und ich hatte zwischendurch Pause gemacht und was anderes gelesen - würde ich nicht mehr machen, denn die Geschichte ist komplex und es gibt viele Personen. Eine richtige Familiensaga, die ein Jahrhundert umspannt.
Im Zentrum dieser Familiensaga steht Asa, die mit einer Tradition aufwächst, die Anfang des 20. Jahrhunderts geboren wurde. Asa stellt diese aber in Frage, bezahlt dafür und erhebt sich dann sozusagen aus der Asche. Mir hat das Buch auch deswegen so gut gefallen, weil es meiner Meinung nach je näher dem Ende, desto näher an der Realität war. Für mich ist Tradition teilweise auch Glaubensrichtung, Kultur, Überzeugung - wie weit darf diese Glaubensrichtung, diese Kultur, diese Überzeugung gehen, wann ist sie nicht mehr gerechtfertigt? Eine in meinen Augen sehr aktuelle Frage.
Es ist sicher keine leichte Kost, trotzdem für mich ein absolutes Highlight von 2025. Für Lesebegeisterte (700 Seiten), Spannungsliebhaber*innen und Liebhaber*innen eines besonderen Schreibstils.