Im zweiten Teil schimmert für mich immer wieder die Hoffnung durch. Ich mag Ali auf Seite 123, wie er sich um den jüdischen Friedhof kümmert und sagt:
Er jäte das Unkraut und spreche ein Gebet, ein Vers aus dem Koran. Er wisse, dass sie keine Muslime gewesen seien, aber sie hätten denselben Gott, auch wenn sie in einem anderen Glauben aufgewachsen seien.
Das sagt für mich irgendwie aus: Ich kenne deine Religion und deine Gebote nicht, aber ich denke und kümmere mich trotzdem um dich, halt so, wie ich es von meiner Religion und Tradition gelernt hab.
Das Zitat auf 154 speichere ich mir als Lebensweisheit ab:
Die Welt besteht zur einen Hälfte aus Menschen, die nicht erzählen können, und zur anderen aus Menschen die nichts zu sagen haben, aber nicht aufhören zu reden.
Wisst ihr, trotz der schweren Thematik der Geschichte mag ich, der kleine Funken Hoffnung. Der alles durchzieht. z.B. Auf Seite 165.
- Das Café wirkt wie ein Museum. Fotografien aus vergangenen Zeiten hängen dicht an dicht an den rauen, vergilbten Wänden, erzählen von Menschen und Orten, vom Alltag und von Festen. Gadi entdeckt auch Spuren von jüdischem Leben.
- Nicht nur hier, auch auf der Seite 159 die Häuser in Betawin. Klar auf den ersten Eindruck könnte man denken, die sind alle am Verlottern, aber er findet an einigen Türen hebräische Worte. Die für mich aussagen: Wir waren hier.
- Auch später als Nedim ihn in den Umma-Park führt vor das Gemälde der irakischen Frauen, wo alle Glaubensrichtungen drauf abgebildet sind.
- Das die Juden von Betawin einem gesellschaftlichen Tabu unterlegen sind. Man spricht nicht darüber. Doch das eine jüngere Generation anfängt Fragen zu stellen.
-Oder als Myra auf der Seite 174 von ihrem Vater erzählt. Wo er Teppiche für die Meir-Tweig Synagoge besorgen sollte:
Mein Vater holte einen Iman herbei, der den Frauen erklärte, das es der Islam erlaube, für Christen oder Juden zu arbeiten und ihre heiligen Bücher zu lesen.
All des Eifers mit dem die Juden gehasst und verfolgt wurden zum Trotz, sie haben ihre Spuren in Bagdad hinterlassen und die sind bis heute nicht ausgewischt worden.
Ich muss sagen, um wieder beim Anfang anzukommen. Ich mochte das Cover nicht so richtig. Aber als ich mir das Impressum noch zu Gemüte führte und den Künstler und der Name des Kunstwerks fand, sah ich mir das Cover nochmals mit anderen Augen an. Die zwei Telefonstangen sind für mich Gadi und sein Vater. Aber auch irgendwie der Islam und das Judentum. Beide waren sich nicht wirklich nah oder wollen nichts mehr voneinander wissen. Aber sind halt durch die Telefonleitungen trotzdem miteinander verbunden.