Matti und Mira versuchen heiles Familienleben, und der Alltag trottet so vor sich hin mit den beiden Buben. Kennengelernt haben sie sich auf einem Blinddate, sind so in die Beziehung hineingeschlittert, er ist dominant und erklärt ihr die Welt, sie läuft einfach mit, bis sie gezwungen wird, die Dinge in die Hand zu nehmen. Plötzlich sind da seine Störungen und Ausfälle, Hirntumor, und es geht dem Ende zu. Haben sie die Liebe verpasst? Da ist noch diese Alona, die nie vergessene erste Liebe von Matti, die wie ein Schatten immer mit dabei ist. Worauf hat sich Mira da eingelassen? «Er hat sie geliebt. Und das auf eine so abgedrehte Art, dass ich am Anfang nicht einmal eifersüchtig war, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass er so liebe konnte oder dass ich so hätte lieben können, und weil ich mir überhaupt niemanden vorstellen konnte, der so liebt. Und erst später, als ich begriff, dass er jener Liebe wegen unfähig war, mir die kleine normale Liebe zu schenken, auf die ich so sehr wartete, wurde ich eifersüchtig». (37)
Hedaya verflechtet die Geschichten beider Beziehungen, beginnt mit Mira und Matti, wo sie ihn endlich ins Spital geschleppt hat, weil sie sehr besorgt war. Abschnittweise wird die Geschichte von Matti und Alona eingeflochten, sie 15, er 30, und er versucht sie ins «Erwachsensein» einzuführen, zuweilen recht übergriffig. Die Abschnitte von Mira und Matti laufen entlang seiner Krankheit, bis er im Hospiz landet, wo sich Mira und Alona begegnen und sich in einem langen Dialog – Alona möchte Matti besuchen, sich von ihm verabschieden, getraut sich aber nicht – abtastend näherkommen. Und Matti sich fragt, ob es nicht auch anders, glücklicher hätte sein können.
Atmosphärisch dicht und in feinen Nuancen schildert Hedaya das Innenleben der beiden Frauen, die sehr feinfühlig spüren, was eigentlich vor sich geht und doch sehr lange brauchen, bis sie entsprechend handeln können.