Das sind die Armins, eine ganz normale Familie: Hans und Ellen, deren Ehe sich in einem fragilen, hochexplosiven Zustand befindet; Hans’ Schwester Masha, eine erfolglose Schauspielerin, die nichts mehr verlangt als Mann und Kind sowie zu guter Letzt die Großeltern, Barbara und Alexander, seit über vierzig Jahren verheiratet und so einsam wie am ersten Tag. Von deren verfehlten Lebenszielen, den Untiefen von Begehrlichkeiten und einem lange zurückliegenden Familiengeheimnis erzählt Sonja Heiss in ihrem Debütroman „Rimini“.
Schon mit ihrem hochgelobten Film „Hedi Schneider steckt fest“ hat sie bewiesen: ihr Blick auf Beziehungskonstellationen ist einzigartig. Sonja Heiss schildert die abgründigen, neurotischen Gedanken ihrer Protagonisten unmittelbar und schonungslos, dennoch kommt man ihnen Seite um Seite näher. Als Verursacher ihrer Miseren, um die sich die Figuren allesamt selbstversunken drehen, machen sie – je nach Bedarf – gewiefte oder bedauernswerte Personen aus dem Familienkreis aus. Das kommt einem eigenartig vertraut vor. Und während man noch laut über die schiefe Selbstwahrnehmung einer der Protagonisten lacht, erkennt man schon: Das bin doch ich! Das tut, wie der Schauspieler Lars Eidinger es treffend formuliert hat, „schön weh“. Ein wunderbares, witziges Buch.