Ich reise allein. Dies steht auf dem Schild um den Hals des toten Mädchens, das im norwegischen Wald mit einem Springseil aufgehängt wurde. Kommissar Holger Munch rekrutiert eine Ermittlertruppe, unter anderem den Computernerd Gabriel und die psychisch angeschlagene Mia Krüger. Diese entdeckt auf der Leiche ein Detail, welches darauf hinweist, dass das Mädchen nicht das einzige Opfer bleiben wird. Und schon bald wir die Leiche eines zweiten Mädchens gefunden. Munch und Krüger stehen vor einem Rätsel: Wer ist fähig, kleine Mädchen umzubringen? Was für Beweggründe hat der Täter? Und wie viele Mädchen wir der Täter noch umbringen? Schaffen es Munch und Krüger, den Täter zu fassen, bevor ein drittes Mädchen in Gefahr gerät?
Das Thriller-Debut von Samuel Bjørk hat mir sehr gut gefallen. Der Schreibstil ist für mich sehr ruhig, nicht gehetzt, insbesondere am Anfang, und steigert sich dann im Verlauf des Buches immer mehr. Trotzdem hat sich für mich von Anfang an eine Spannung aufgebaut, die mich das Buch atemlos durchlesen liess. Unglaublich viele Fäden und Fragen werden hier in der ersten Hälfte des Buches aufgeworfen, und manchmal hab ich es kaum geschafft, alles im Kopf zu behalten. Samuel Bjørk schafft es aber, zu Ende alles zusammenzuführen, und fast alle offenen Fragen zu klären. Einiges bleibt offen - jedoch nicht relevant für den Fall – trotzdem hätte ich gehofft, noch einiges mehr über den einen oder anderen Erzählstrang zu erfahren, und ein ende davon zu hören.
Die Figuren sind unterschiedlich ausgearbeit. Während man von Holger Munch und Mia Krüger sehr viel erfährt, auch in ihren Gedanken, bleiben einige andere aus dem Ermittlerteam blass und man weiss nur wenig über sie. Das fand ich schade, nur hätte das wohl in dem bereits über 500 Seiten schweren Buch kaum auch noch Platz gefunden. Ich hoffe sehr, dass in weiteren Büchern mehr darüber berichtet wird. Holger und insbesondere Mia sind sehr problembehaftet, was ich spannend fand, jedoch teilweise arg an der Grenze zu „zu viel“ war.
Was sehr schade war, waren teilweise Sätze, die nicht wirklich korrekt waren. Da fragt man sich, ob der Verlag gepfuscht hat, und so im Stress war, das Buch so schnell wie möglich herauszubringen, oder ob dies gewollt war vom Autor als stilistisches Mittel um die wirren Gedanken der Protagonisten darzustellen. Teilweise war es sehr verwirrend.
Alles in allem fand ich die Geschichte toll, und hoffe, dass Samuel Bjørk die Serie um Holger und Mia fortsetzt – ich werde sie sicher lesen! Dann hoffe ich auch, dass die (vielleicht Debut-bedingten) kleinen Schwächen ausgemerzt worden sind. Das Potential des Autors ist meiner Meinung nach jedenfalls gross!