Dies ist die Geschichte von Nicolas Storm und seinem Vater. Nachdem ein Fieber 95% der Weltbevölkerung ausgeschaltet hat, kämpfen die Überlebenden weiter: Gegen die Widrigkeiten der Natur mit Kälte ohne Heizungen, gegen wilde Tiere, gegen schwerbewaffnete und brutale Gangs. Nicolas und sein Vater ziehen durch das fast menschenleere Südafrika. Der Vater, Willem Storm, gründet eine Siedlung, wo immer mehr Menschen zu ihnen stossen. Das Überleben ist hart, und nur gemeinsam schaffen sie es: Die Elektrizität wieder herzustellen für ihr entstehendes Dorf, Essen anzubauen, eine Gemeinschaft zu bilden – und ein Militär aufzustellen, um sich gegen die Überfälle gegen die Banden zu wehren. Während Willem eine von einer friedlichen Welt träumt, lässt sich Nico zum Schützen ausbilden. Langsam beginnt das geordnete Leben wieder. Bis Nicos Vater ermordet wird, und er herausfinden will, wer das getan hat.
Deon Meyer ist mit als Autor von seiner Krimireihe um den alkoholsüchtigen Bennie Griessel bestens bekannt, und steht bei mir hoch im Kurs. Sein 700 Seiten schweres neustes Werk ist hingegen ganz anders. Diese Dystopie, die Meyer hier aufzeichnet wirkt sehr realistisch. Brutal, manchmal deprimierend, aber trotzdem nie hoffnungslos. Sie zeigt auf, dass eine Katastrophe in diesem Ausmass die Charaktereigenschaften der Menschen nicht unbedingt verändert, sondern sie eher verstärkt hervorbringt: Hass, Wut, Neid, aber auch Freundschaft, Vergebung und Güte.
Nico als Ich-Erzähler wandelt sich hier von einem Kind zu einem Erwachsenen. Als Teenager wendet er sich gegen seinen Vater, und versteht diesen erst später wieder besser. Der Vater selbst blieb mir eher etwas rätselhaft, nicht ganz fassbar. Nicht nur Nico erzählt das Buch, immer wieder fliessen Aussagen anderer Personen aus Amanzi, wie die neue Siedlung genannt wird, passend zu den Stellen im Buch ein.
Es ist unglaublich, wie sehr mich der Autor in seinen Bann gezogen hat. Ich bin förmlich durch die doch sehr vielen Seiten geflogen. Der Schreibstil ist einfach fesselnd, wie das Dorf wächst, mit Rückschlägen umgeht, etc. Nach etwa 500 Seiten wechselt für mich der Charakter des Buchs ein wenig. Merkwürdigkeiten und Ungereimtheiten, manchmal in kleinen Szenen vorher schon nebenbei gestreift, tauchen gehäuft auf, und den Verschwörungstheoretiker in mir schwante schon bald, worauf dies hinauslaufen wird. Das Ende hat mich daher auch nicht wirklich überrascht, allerdings war ich etwas enttäuscht über die Abruptheit. Bei 700 Seiten darf der Autor auch noch 50 mehr haben, um gewissen, doch sehr essentiellen Sachen Platz zu geben. Was ich ausserdem vermisst habe, war ein Epilog, der dieser Abruptheit ebenfalls entgegengewirkt hätte.