Zwei Schwestern werden als vermisst gemeldet und ein paar Tage später ermordet aufgefunden. Schnell scheint die Schuldige gefunden: die Mutter der Kinder. Sie beteuert zwar stets, dass sie es nicht war, wird aber wegen Doppelmordes verurteilt. Über zwanzig Jahre später soll der Vater gestanden haben, dass er die Tat begangen habe – stimmt das? Zwei pensionierte Richterinnen, die Schwestern Marie-Louise Rebell und Marte Campferbrinck, rollen den Fall neu auf. Werden sie die Wahrheit herausfinden? Ein wahres Verbrechen – hier als True Crime präsentiert.
Erster Eindruck: Das Cover gefällt mir gut – der dunkle Wald und dann die leuchtend gelben Regenjacken und der Buchtitel geben einen guten Kontrast.
Der Wechsel zwischen den beiden Zeitebenen (1987, 2010) ist gut gekennzeichnet, aber mir ist es trotzdem passiert, dass ich dies überlesen habe und dann erst aus dem Zusammenhang merkte, wo ich mich gerade befand. Man muss aufmerksam bleiben.
Das Schicksal der beiden Mädchen Susanne und Claudia ist tragisch. Was ist seinerzeit wirklich passiert? Interessant, was die Ermittlungen alles ergeben haben und obwohl so viele Unklarheiten vorlagen, wurde die Mutter des Doppelmordes verurteilt.
Die Schwestern Marie-Louise Rebell und Marte Campferbrinck gefallen mir: Marte, die all ihre Energie für ihre Arbeit als Richterin eingesetzt hat, und Marie-Louise, die sich trotz aller Freude für ihren Beruf – ebenfalls Richterin – doch für eine Familie entschieden hat. Marte scheint mir ein spröder Typ zu sein, ihre kleine Schwester Marie-Louise ist sehr praktisch veranlagt. Marie-Louise will nach dem Tod ihres Mannes Herold die erste deutsche Sektion von „Judges find Justice“ (Richter für Gerechtigkeit) gründen. Mir war diese Organisation vorher kein Begriff, aber ich finde diese Idee wunderbar, vor allem wenn sie hilft, weitere Verbrechen aufzuklären.
Martes Aussage war herrlich: „Ich hasse Juristen, auch die weiblichen. Dieses rechthaberische, gestelzte Geschwurbel.“ Und dazu Marie-Louise: „Das sagst du, die Schwurbel-Meisterin aller Klassen.“ Marte: „Manchmal kann ich mich eben selbst nicht leiden.“ Der Schlagabtausch der beiden Schwestern hat mir sehr gut gefallen. Als die Schwestern den Fall neu aufrollen, geschehen ein paar merkwürdige Dinge. Zufall? Wohl eher nicht…
Eine heftige Geschichte, insofern sie ja wahr ist (ich weiss zwar nicht, ob der Ausgang auch den Tatsachen entspricht). Wie kann jemand nur all die Jahre mit so einer abscheulichen Tat leben und auch damit, dass jemand anders dafür büssen muss? Das Buch hat sich flüssig lesen lassen; für mich war es das erste Buch der beiden Autorinnen, aber sicher nicht das letzte. True Crime: Ja; Thriller: Nein – (trotzdem) 5 Sterne.