Der Debütroman der Theaterschauspielerin Ariela Sarbacher hat mich tief berührt. Es ist ein sehr kraftvolles und zugleich sehr zartes Buch über das Sterben der eigenen Eltern, ein schonungsloses, ehrliches und unglaublich poetisches Buch mit grossem biographischen Anteil. Erzählt wird die Perspektive der Tochter, deren Mutter sich gegen ein langes Leiden und für den Schlussstrich mit Exit entscheidet. Erzählt wird von dem letzten Sommer, den sie gemeinsam verbringen, und in dem sie sich natürlich an alle vorherigen Sommer erinnern. Ich kenne keine literarische Auseinandersetzung mit dem Thema Sterbehilfe, schon allein deshalb ist das Buch bereichernd. Und natürlich geht es nicht nur um diesen letzten Sommer, sondern um alle Sommer zuvor, in Italien, der Heimat der Mutter, um die gesamte Mutter-Tochter-Beziehung. Ein kleines Kunststück, dieses Thema, diese Themen ohne Pathos zu verarbeiten. Wir alle kämpfen mit dem Weg-Gehen geliebter Menschen, mit den offenen Fragen davor und danach, mit der riesigen und klaffenden Lücke. Und doch schreiben so wenige darüber, und kaum jemand so ehrlich, so umgeschminkt und so wahrhaftig. Sarbachers Buch ist beides: eine sehr scharfe und sehr schmerzende Klinge und gleichzeitig heilender Balsam.