Die Geschwister Zuzanna und Janko reisen in die USA, genauer gesagt an den Pazifik. Es ist ihr Kindheitstraum und Jankos letzte Reise, denn Janko wird bald sterben. Die Schwester begleitet ihren Bruder durch diese letzte Lebensphase und trotzt allen Hindernissen, damit ihr Traum in Erfüllung gehen wird. Es beginnt eine Reise quer durch die USA.
„Rift“ ist ein bemerkenswert realitätsnahes Werk, das sich dem Thema Abschied und Sterben auf ungewohnte und unaufgeregte Weise nähert. Und gerade die unaufgeregte, fast zurückhaltende Sprache der Autorin lässt die Erzählung umso eindringlicher und authentischer wirken. Marina Schwabe verzichtet auf Pathos, überhöhte Metaphern oder überladene Dramatik. Stattdessen vertraut sie auf leise Beobachtungen, kleine Gesten und alltägliche Details. Die Situation der Geschwister zeichnet die Autorin mit viel Feingefühl und einer angemessenen Distanz, die es den Leser*innen ermöglicht, einen eigenen Zugang zum Thema zu finden.
Marina Schwabe findet Worte, ohne zu bewerten oder gar zu moralisieren. Die Begleitung des Bruders wird in „Rift“ nicht zum heroischen Akt, sondern bleibt eine zutiefst menschliche Erfahrung, geprägt von Unsicherheit, Ohnmacht, aber auch von Zuneigung und Nähe. Das Buch schafft es, den Ausnahmezustand des Sterbens ins Alltägliche zu überführen und dem Tabuthema Tod eine Stimme zu geben, die nicht laut sein muss, um zu berühren.
„Rift“ ist ein Buch, das leise bleibt, aber lange nachhallt. Es ist eine Einladung, genauer hinzusehen – auf das Leben, auf das Sterben und auf die feinen Verbindungen, die uns als Menschen miteinander verbinden. Wer eine ehrliche, realitätsnahe und unaufgeregte Auseinandersetzung mit Abschied und Verlust sucht, wird in diesem Roman eine wertvolle literarische Begleitung finden.