Tizianas Rosen konnte mich leider nicht wirklich überzeugen. Zwar fiel mir der Einstieg durch die kurzen Kapitel relativ leicht, doch der Erzählfluss wurde schnell durch häufige Sprünge und abrupt wechselnde Szenen gebremst. Die Struktur des Romans wirkte auf mich eher unübersichtlich als raffiniert, was meinen Lesegenuss stark beeinträchtigt hat.
Auch die Figuren blieben für mich seltsam unnahbar. Vor allem die Hauptfigur Tiziana war schwer zu fassen. Ihre Persönlichkeit erschien mir widersprüchlich: mal zurückhaltend und naiv, dann wieder überlegt und kontrolliert. Ich konnte ihre Entwicklung nicht immer nachvollziehen und hatte Mühe, einen emotionalen Zugang zu ihr zu finden. Insgesamt wirkten viele ihrer Entscheidungen auf mich eher konstruiert als glaubwürdig.
Der Schreibstil ist sprachlich zwar sorgfältig, jedoch haben mich die häufigen Perspektivwechsel und Zeitsprünge teilweise verwirrt. Dadurch ging für mich auch ein möglicher Spannungsaufbau verloren. Viele Handlungen und Motive blieben angedeutet oder unklar, was zwar Raum für Interpretationen lässt, aber auch den Eindruck erweckt, dass es an Tiefe fehlt.
Interessant ist die Thematik manipulativer Beziehungen, die im Roman auf verschiedenen Ebenen angedeutet wird. Leider bleibt die Umsetzung für meinen Geschmack zu oberflächlich. Die Geschichte will vieles zugleich sein – psychologisches Porträt, Beziehungsstudie, Krimi – schafft es aber nicht, in einem dieser Bereiche wirklich zu überzeugen.
Fazit: Tizianas Rosen ist ein Roman mit Potenzial, der jedoch erzählerisch zu diffus bleibt. Wer klare Charakterentwicklungen, eine strukturierte Handlung und echten Spannungsaufbau schätzt, wird hier möglicherweise enttäuscht. Für Leser:innen, die sich gerne auf mehrdeutige Figuren und subtile Andeutungen einlassen, könnte das Buch dennoch reizvoll sein.