Tizianas Rosen vom Autor Stefan Györke wird als Kriminalroman beworben, der sich um die mysteriösen Umstände des Mordes an Ulrich Vanderhoff und die zerrissene Titelfigur Tiziana Mara dreht. In einer Mischung aus psychologischem Porträt, Liebesgeschichte und Krimi entwickelt sich die Handlung langsam. Der Spannungsbogen beginnt vielversprechend mit dem Geständnis Tizianas, Ulrich Vanderhoff ermordet zu haben. Doch trotz dieser starken Ausgangssituation verliert sich die Geschichte bald in einem Netz aus Andeutungen, Rückblenden und Symboliken. Als Figur bleibt Tiziana rätselhaft und ambivalent zwischen Opferrolle und manipulativer Akteurin. Der Autor versucht Tizianas emotionale Abhängigkeit von Ulrich, gepaart mit geheimnisvollen familiären Verstrickungen tiefgründig wirken zu lassen, sie bleibt aber oft an der Oberfläche. Andere Figuren in den Nebenrollen, wie etwa Gerda oder Klaupe, tauchen punktuell auf, ohne dass ihr Beitrag zur Handlung wirklich greifbar wird. Gerade Gerdas Rolle ist unklar und rätselhaft, da sie anscheinend ein Wissen über zentrale Vorgänge verfügt, dessen Ursprung jedoch unklar bleibt und ihre Rolle dramaturgisch unbefriedigend eingebettet ist. Der Schreibstil wirkt mitunter holprig und sprunghaft, was den Lesefluss erschwert. Die kurz gehaltenen Kapitel machen das Lesen dennoch attraktiv. Zudem ist der Stil literarisch bemüht mit zahlreichen symbolischen Motiven, insbesondere der Rosen, die einerseits als Mordwaffe dienen und andererseits - die symbolische Bedeutung der Rose reicht von Liebe, Leidenschaft und Anziehung bis zu Gefahr, Tod und Schmerz. Die Geschichte beinhaltet einige Logikfehler, wie etwa die perfekte Fälschung einer Unterschrift bis hin zu ganzen Briefen oder das Vergraben von Rosen, was die Glaubwürdigkeit mindert. Auch die behauptete Verbindung zu angeblichen Mafia-Ritualen mit Rosen bleibt unbelegt und wirkt an den Ärmeln herbeigezogen. Das Cover passt nicht für das Lesezielpublikum und macht zudem einen unter anderem kindlichen Eindruck. Er ist aber stimmungsvoll und die Gestaltung in dunklem Rot passt zur Atmosphäre des Romans. Leider täuscht das hochwertige Hardcover-Format über die inhaltlichen Schwächen hinweg. Eine Taschenbuchausgabe hätte dem Umfang, da es nur 184 Seiten beinhaltet, und der Tiefe des Romans eher entsprochen. Die Recherche wirkt teilweise oberflächlich, insbesondere, wenn es um kulturelle oder kriminalistische Details geht. Ob der Roman auf wahren Begebenheiten beruht, bleibt unklar. Der Klappentext suggeriert mehr Hintergrund, als der Text einlöst. Stefan Györke ist studierter Mediziner und seine Leidenschaft für Literatur ist spürbar. Im Vergleich zu anderen psychologischen Krimis fehlt es aber Tizianas Rosen an einer klaren, durchgehenden Erzählung, Glaubwürdigen Gefühlen der Figuren und einem logischen Aufbau. Vieles wirkt verwirrend oder unzusammenhängend, so dass man als Leser manchmal den Faden verliert und sich fragt, warum bestimmte Dinge passieren.