„Der Schlächter“ ist keine leichte Lektüre – weder inhaltlich noch emotional. Joyce Carol Oates erzählt mit beklemmender Intensität, und es dauert eine Weile, bis sich die Geschichte vollständig entfaltet. Doch dann entwickelt sie eine enorme Sogwirkung. Die Sprache ist dicht, eindringlich und oft schwer auszuhalten – viele Szenen sind verstörend präzise beschrieben und lassen einen kaum los.
Die Handlung wird fast ausschließlich aus der Sicht von Dr. Silas Weir geschildert, was den psychologischen Tiefgang seiner Figur zwar intensiv erfahrbar macht, aber zugleich auch eine gewisse Einseitigkeit mit sich bringt. Gerade in einem Stoff wie diesem hätte ich mir gewünscht, auch mehr aus der Perspektive der Patientinnen zu erfahren – ihre Stimmen hätten der Geschichte zusätzliche emotionale Tiefe und Komplexität gegeben.
„Der Schlächter“ ist kein Buch für jeden – aber für Leserinnen und Leser, die sich auf düstere Themen, vielschichtige Charaktere und literarisch dichte Erzählweisen einlassen können, ist es ein starkes, eindrucksvolles Werk, das lange nachhallt.