Mit Schwarzer August kehrt Gil Ribeiro zurück an die portugiesische Küste – doch diesmal ist die Brandung leiser, der Ton nachdenklicher. Der vierte Fall für Kommissar Leander Lost beginnt nicht mit einem Knall, sondern mit einem leisen Flüstern. Ribeiro gönnt seiner Reihe eine Atempause, ohne an Tiefgang zu verlieren.
Im Zentrum des Romans steht weniger der Fall als das Zwischenmenschliche: Die zarte, mit Bedacht erzählte Liebesgeschichte zwischen Lost und Soraia entwickelt sich zu einem der stärksten Erzählstränge. Ihre Beziehung – still, voller Respekt und doch intensiv – gibt dem Roman eine emotionale Wärme, die lange nachhallt.
Doch nicht alle Figuren finden Halt. Graciana, sonst Inbegriff professioneller Stärke, wirkt angeschlagen. Ihre Entscheidungen lassen den Leser zwischen Verständnis und Zweifel schwanken. Was läuft zwischen ihr und Carlos? Ribeiro lässt bewusst Leerstellen, die Raum für Spekulation und eigene Interpretation bieten.
Der Titel dieser Rezension – Grace under Pressure – ist ein stilles Augenzwinkern: Graciana, unter Druck, schwankt. Ihre Entwicklung ist vielleicht nicht die geradlinigste, aber gerade das macht sie menschlich und glaubwürdig.
Ein leiser Roman, der statt auf Tempo auf Atmosphäre setzt – und dabei nicht weniger fesselt.