Tracy Rees‘ Debütroman zieht einen in die Zeit des viktorianischen Englands und erzählt einen tiefen Stand der Freundschaft, Selbstfindung und dem gesellschaftlichen Zwang.
Amy Snow, ein Findelkind, wird im Winter von der wohlhabenden Familie der Vennaways auf deren Anwesen entdeckt. Während die kühle Familie sie als Bedrohung ansieht, wird sie von der Tochter des Hauses, Aurelia, aufgenommen. Als Aurelia jung stirbt, hinterlässt sie eine Menge geheimnisvoller Briefe. Diese bringen Amy auf eine Reise quer durch England, die sie erschöpft und noch mit Trauer begeht.
Rees schreibt sehr elegant und detailreich, ohne ins Übergeladene zu greifen. Ihre Sprache ist bildhaft und klar. Die Briefform, mit der Aurelia über den Tod hinaus mit Amy spricht, ist passend und verleiht der Geschichte eine persönliche Note.
Meiner Meinung nach war es ein wenig vorhersehbar, also das Geheimnis der Aurelia, da Amy schon Vermutungen getroffen hat, bevor man eigene hätte treffen können. Manche meinen auch, dass Aurelia zu perfekt ist beschrieben wurde, während andere Nebenfiguren vielleicht eindimensional erscheinen.
Einpaar Stellen waren möglicherweise ein wenig langatmig, jedoch sehe ich das positiv, da ich das Leben der Amy Snow sehr genossen habe, weil sie sehr vielschichtig ist und zart ist.
Die Verbindung zwischen Amy und Aurelia ist das wahre Herzstück des Buches – lebendig, tief und spürbar bis zur letzten Seite. Eine Freundschaft, die sogar den Tod überdauert.
PS: Quentin wollte Amy nur für sein Spiel gewinnen, selbstverliebt statt aufrichtig. Henry dagegen überzeugt durch echte Tiefe und Respekt. Kein Held mit Pomp, sondern einer mit Herz.