Fanny Zum ersten Teil: Die Grundidee erinnert an Löwen wecken: Ein impulsiver Vorfall, eine ungeschickte Reaktion – und deren kaum kontrollierbare Folgen. Auch in Ungebetene Gäste entspinnt sich daraus ein Netz aus Schuld, Angst und sozialem Druck. Eindrücklich finde ich die Szene mit den Wahlplakaten – hier werden politische und gesellschaftliche Machtverhältnisse fein beobachtet sichtbar. Die Mutter wirkt wie eine typische «Helikopter-Mutter», die alles kontrollieren will – und gerade daran scheitert. Ihre Überforderung mit dem eigenen Kind ist erschreckend.
Bemerkungen zu Fragen von Fanny:
Wie fandet ihr den Einstieg? Wie gefällt euch Gundar-Goshens Schreibstil? Als israelische Autorin verbindet Gundar-Goshen geschickt die latenten Spannungen zwischeüdischen Israelis und dem arabischen Teil der Bevölkerung. Damit packte mich der Einstieg sofort. Die Sprache ist präzise, atmosphärisch und zugleich emotional zurückhaltend. Gerade das macht die aufkommende Spannung umso wirkungsvoller.
Wie würdet ihr Naomi und Juvals Beziehung beschreiben? Naomi wirkt abgeschottet, ihre Beziehung zu Juval distanziert und spannungsgeladen. Besonders eindrücklich fand ich die Szene im Haus der palästinensischen Familie: Dort herrscht eine stille Würde, die mehr aussagt als Worte – im Kontrast zu Naomis Unruhe, Schuld und Kontrollverlust.
Aus welchen Gründen erzählt Naomi ihrem Mann nicht von Anfang an (und generell), was tatsächlich geschehen ist? Naomi schweigt aus Scham, Angst vor Kontrollverlust und mangelndem Vertrauen in Juval – sie schützt sich, obwohl sie innerlich überfordert ist.
Was denkt ihr, wie Juval reagieren wird? Ich mag nicht spekulieren – ich lese lieber weiter😀!