Anders als die Vielzahl naturwissenschaftlicher Bücher für Kinder kommt dieses Buch nicht mit einer Fülle an Schaubildern, Fotos und Schemata daher.
Der Aufbau von Atomen, Molekülen und des Universums, die Ideen der Quantenmechanik, Relativität und Evolution werden allein durch den Erzähltext mithilfe von Beispielen oder Vergleichen erläutert und lediglich mit künstlerischen Begleitillustrationen dekoriert.
Das ist für mich die große Stärke dieses Werks.
Ich finde es sehr anerkennenswert, dass der Autor nicht davor zurückschreckt den Kindern auch weniger geläufige Phänomene und Theorien zuzumuten: Welle-Teilchen-Dualismus, Quantenverschränkung, vierdimensionale Raumzeit.
Lobenswert (und charakteristisch für das Buch), dass die Begriffe “Dunkle Energie” und “Dunkle Materie” ganz unaufgeregt auf die Schippe genommen werden, und erklärt wird, was es damit auf sich hat, und dass sie eben nicht reißerisch als irgendein finsteres Mysterium hingeworfen und stehen gelassen werden.
Oft verweist der Autor auch auf den aktuellen Stand der Wissenschaft und die Grenzen unseres Wissens und ermutigt die jungen Leser doch vielleicht selbst eines Tages an diesen Problemen weiterzuforschen.
Der Autor vermittelt zudem Detailwissen, das über das Normalmaß der Kindersachliteratur hinausgeht.
So weiß mittlerweile fast jedes Kind, dass Vögel von Dinosauriern abstammen.
Dass man die Dinosaurier jedoch nach Echsenbecken- und Vogelbeckendinosauriern klassifiziert, die Vögel jedoch nicht von den Vogelbecken- sondern von den Echsenbeckendinosauriern abstammen, ist eine Tiefe, in die die Kinderliteratur in der Regel nicht vordringt.
Das Buch ist gut strukturiert. Die einzelnen Kapitel sind in der Regel nicht sehr lang, bauen lose aufeinander auf und sind ihrerseits in kurze Unterkapitel und Absätze gegliedert.
An einigen Stellen ruft der Autor bereits Beschriebenes wieder in Erinnerung oder verweist auf frühere oder spätere Kapitel.
Man kann also als Leser an beliebigen Stellen einsteigen, wobei meines Erachtens das Durchlesen der Reihe nach schon den besonderen Wert ausmacht.
Das Buch ist vom Stoff her recht anspruchsvoll und versucht das Unvorstellbare und Abstrakte der modernen Naturwissenschaft für Kinder Vorstellbar zu machen.
Es gelingt dem Autor dabei gewiss nicht immer, die Dinge so richtig verständlich auf den Punkt zu bringen.
Humorvolle Trivialisierungen (“Das Leben ist sinnerfüllt mit Hausaufgaben, Liebe, Leberwurstbroten, Einsamkeit und Angry Birds”) oder teilweise absurde Versuchsbeispiele (“Nimm eine Wurst und wirf sie in einen Eimer”), ziehen sich als wiederkehrendes erzählerisches Stilmittel durch das gesamte Werk. Die eingestreuten Witze sind am Anfang mitunter ein wenig befremdlich (oder zünden nicht immer), und es ist für Grundschulkinder nicht unbedingt leicht den absurden Witz als solchen zu erkennen (und dass man statt einer Wurst auch einen Ball nehmen kann).
Aber die Bilder bleiben im Kopf, sodass man sich beim Begriff Raumkrümmung das Bild des eingedrückten Bauches einer dicken Katze vorstellt, oder beim Begriff Lageenergie an eine Leuchtturmtasse und eine Sahnetorte denkt.
Die absurden Beispiele sind zur Verbildlichung der abstrakten Zusammenhänge und zur Wissenskartierung im Kopf daher gar nicht so schlecht.