Ich habe die Ilias vor wenigen Monaten gelesen, sodass mir die Story noch gut in Erinnerung war. Bei Neuerzählungen bin ich immer ein wenig skeptisch, so dass ich bestimmt nicht mit überrissenen Erwartungen angefangen habe zu lesen.
Ich war überrascht von der Darstellung von Patroklos. Er wurde hier zu einer unfähigen Randfigur degradiert. Kann nicht Kämpfen, ist recht unnütz und sein Lebenszentrum ist Achilles. Das habe ich nicht erwartet. In der Ilias ist er selbst ein grosser Kriegsheld, bei allen beliebt und geachtet und hat trotzdem ein mitfühlendes Herz. Hier verhält es sich wie eine verschupfte Ehefrau, die ihren Mann in den Krieg begleitet.
Das Buch hat mich emotional wenig berührt. Der Fokus war zwar auf der Beziehung von Achilles und Patroklos, aber es hat sich nicht angefühlt, als ob sich ihre Beziehung weiterentwickelt hätte. Sie scheinen genau dieselbe Beziehung mit 16 zu haben wie zehn Jahre später mit 26. Patroklos verehrt Achilles abgöttisch und auch wenn dieser Fehler macht, vergibt er ihm alles. Die beiden Männer haben keine Beziehung auf Augenhöhe.
Leider konnte mich das Buch nicht überzeugen. Patroklos ist so gestaltet, dass Achilles Patroklos nicht hätte alleine in die Schlacht ziehen lassen, da dieser kein echter Krieger ist. Wegen der mythologischen Wesen (Götter und ein Zentaur) hat sich das Buch für mich mehr wie Fantasy gelesen. Vom grossen Epos Ilias ist in dieser Neuerzählung nicht viel übrig geblieben.