So, wie uns Hannah Arendt in diesem Roman begegnet, lernen wir sie als patente Frau kennen, die mitten im Leben steht. Wir erleben sie als Liebende, wie sie ihren Mann Heinrich Blücher begleitet, verehrt und schließlich auch vermisst. Wir erleben sie als Gastgeberin von Ingeborg Bachmann. Wir erleben sie als Flüchtende aus Frankreich, wo sie ihren Vertrauten Walter Benjamin durch Suizid verliert und als Gerichtsreporterin beim Eichmann-Prozess 1961 . Wir erleben sie als penible Wahrheitssucherin, die mit ihrem Essay über die Banalität des Bösen das jüdische Establishment entzweit. Und vor allem erleben wir Hannah Arendt als verwitwete, sich an ihr turbulentes Leben erinnernde und alternde Urlauberin im Tessin. Eine erhellende und “easy” zu lesende Lektüre, die uns eine Frau näher kennen lernen lässt, deren intellektuelles Feuer und die Sehnsucht nach Poesie schlicht ergreift. Glänzend geschrieben und mit liebevollen Pointen ausgeschmückt und dennoch taktvoll tastet sich Hildegard Keller an den Menschen hinter der Jahrhundert-Philosophin und Ikone heran. Und wer uns in diesem Buch alles begegnet, ein Sammelsurium von Intellektuellen, Dichtern und Grössen ihrer Zeit, sogar Mani Matter, wenn auch sehr am Rande.