Der raubeinige Ermittler Anton Brekke ermittelt in dem Mord an Wilhelm Martiniussen, einem Milliardär und Inhaber einer Erdölfirma, der auf brutale Weise in seinem Aufzug erdrosselt wird. Die Umstände des Mordes deuten darauf hin, dass ein Profi am Werk war. Während die Ermittlungen laufen, wird auch ein bekannter New Yorker Mafioso, Vincent Giordano, in der Stadt gesichtet. Anton Brekke und sein Team stehen vor einer Wand an Geheimnissen, die es aufzuklären gilt…
Jan-Erik Fjell, ein norwegischer Autor und Radiomoderator, hat bereits vor einigen Jahren seinen ersten Roman veröffentlicht, der im Zuge des neuen Erfolgs der Anton-Brekke-Reihe nun neu als “Nebelstille” veröffentlicht wurde. Der Roman kombiniert Elemente des klassischen Krimis mit einer Geschichte über Macht und Verbrechen im Kontext der Mafia. Die Handlung entfaltet sich um die Ermittlungen zu Martiniussens Mord. Brekke muss sich durch einen Dschungel aus Verdächtigen navigieren: Mitarbeiter der Firma, die junge Freundin des Opfers und potenzielle Erben. Die Geschichte wird durch Rückblenden ergänzt, die bis ins Jahr 1962 zurückreichen und wichtige Informationen über die begangenen Verbrechen liefern. Die Spannung entwickelt sich dadurch langsam und führt schließlich zu einem überraschenden Ende - vielleicht etwas zu überraschend. Nicht alle Elemente der Handlung wirken stimmig, zumal viele Szenen recht zäh wirken und nicht recht in Schwung kommen wollen.
Brekke ist ein komplexer Charakter: Er ist talentiert in seinem Job, hat jedoch gravierende persönliche Schwächen, darunter eine Spielsucht, aber auch seine selbstgefällige und arrogante Art. Das ist zwar reizvoll, macht es aber auch schwer, eine Bindung zu ihm aufzubauen. Die Momente, in denen er sympathisch oder zugänglich wirkt, sind sehr rar gesät. Die anderen Charaktere sind gut ausgearbeitet und bringen unterschiedliche Perspektiven in die Geschichte ein. Allerdings bleiben diese meist recht vage, sodass sie ebenfalls nicht so recht durchdringen mögen. Fjells Schreibstil ist direkt und prägnant. Die Rückblenden sind geschickt integriert und tragen zur Tiefe der Geschichte bei, während dennoch recht wenig Dynamik entsteht.
„Der stumme Besucher“ ist ein gut konstruierter Kriminalroman mit einem komplexen Fall und einem herausfordernden Protagonisten. Jan-Erik Fjell gelingt es, eine reizvolle Erzählung zu schaffen, die jedoch zu langsam erzählt ist. Trotz der Unsympathien gegenüber Anton Brekke bietet das Buch eine durchaus unterhaltsame Lektüre mit gelungenem Hintergrund und einer großen Portion schwarzen Humors.