Der Auftakt von Tina Wolfs Roman liess mein Herz höher schlagen - doch dann verpuffte der anfängliche Furor, die Spannung liess nach und sie verlor sich in Klischees.
Die Grundidee war super: ein Mann nimmt für seine Nachbarin, die Sexualtherapeutin, ein Päckchen an, will es in ihre Praxis bringen, die Tür steht offen, sie ist nicht da und er wird für ihre Stellvertretung gehalten und bekommt pikante Details aus dem Leben der Patient*innen aufgetischt, bis er sich davonstehlen kann. Leider ist er Autor mit Schreibblockade und möchte daraus einen Roman machen, lässt uns jedoch allzu oft an seinen wachsenden Selbstzweifeln und dem Druck beim Schreiben teilhaben. Wie schon bei Kluftingers neuem Roman nahm das in meinen Augen das Tempo aus der Geschichte. Hinzu kommt, dass Wolf zwischen ihren beiden Protagonisten, dem Autor und der Therapeutin, wechselt und dabei oft die gleichen Themen erneut durchkaut.
Womit ich ebenfalls zunehmend Mühe hatte, war einerseits der vorhersehbare Tiefpunkt, auf den alles zusteuerte, die alkoholgeschwängerte Dating-Geschichte der beiden, allgemein der verharmloste Medikamentenkonsum auf Seiten der Therapeutin und schlussendlich, dass Josch - und es ist gut möglich, dass ich da zu kritisch bin - in den Himmel gelobt wird dafür, sich um seinen Sohn zu kümmern, dafür auf die Karriere verzichtet zu haben und nun Haushalt, Kind und Freiberuflichkeit unter einen Hut bringen muss, und dass gleichzeitig Toni keine Wut zugestanden wird, als sie erfährt, woher Josch seine Inspiration nimmt. Ja, sie darf kurz sauer sein, aber bitte nicht allzu lang. Andersherum hätte das sicher anders ausgesehen. Aber nu.
Fazit: Für mich persönlich war der unterhaltsame Liebesroman leider nichts.