Svenja Flasspöhler, Philosophin und Chefredakteurin des Philosophie Magazins, beleuchtet in diesem schmalen Essay-Band aus der Reihe «Leben» von Hanser eloquent das Streiten. In ihre philosophische Abhandlung webt sie persönliche Erlebnisse mit ein, veranschaulicht die Theorie darüber hinaus mit verschiedenen Beispielen und beleuchtet kritisch unsere aktuelle Debattenkultur.
Mein Traum: Ich könnte Flasspöhlers differenzierte Gedanken wie ein Schwamm aufsaugen und jederzeit in Streitgespräche einbringen. Dafür muss ich das Büchlein aber vermutlich noch das ein oder andere Mal lesen. Lohnen wird sich die wiederholte Lektüre in jedem Fall!
Ich bin begeistert davon, wie sie sich dem Begriff des Streitens zunächst nähert. Sie beginnt bei Wortherkunft und Wortverwandtschaften und zitiert diverse philosophische Abhandlungen zum Thema (von Aristoteles und Sokrates über Kant, Freud, Carl Schmitt bis Habermas). Sie legt dar, was es zum Streiten braucht (u.a. ungefähr gleich starke Gegner, die sich über die Regeln einig sind), was der Unterschied zum Diskurs ist (v. a. der unbedingte Wille, das Gegenüber vom eigenen Standpunkt zu überzeugen, da dieser als einzig richtig angesehen wird), warum die Demokratie Streit und somit gegensätzliche Positionen braucht und geht prägnant darauf ein, vor welchen Herausforderungen wir derzeit stehen und was es braucht, um unsere Welt vor dem Zerfall zu bewahren. Äusserst kritisch betrachtet sie dabei die derzeitige Rolle des (deutschen) öffentlich-rechtlichen Rundfunks, die Cancel-Culture und die sozialen Medien.
Meine Zusammenfassung kann nur ein blasser Abklatsch von Flasspöhlers Text sein, daher unbedingt das Original lesen!