Ich finde die Gestaltung des Buches (Cover, Schriftwahl, Leseband und Grösse des Buches) sehr ansprechend, ich hätte es definitiv in die Hand genommen, wenn ich es per Zufall im Buchladen entdeckt hätte. Einen Zusammenhang zwischen dem dargestellten Weltall und dem Titel konnte ich auf den ersten Blick nicht direkt herstellen. Ich verbinde das Universum mit Grenzenlosigkeit, mit Weite und Tiefgründigkeit, aber auch mit Verlorensein. Man ist Teil vom Grossen Ganzen und gleichzeitig nur klitzeklein. Jo Graber scheint im Universum „Siedlung“ auch ein Teil vom Grossen und Ganzen zu sein, er ist den anderen nah (sie reden alle über ihn, Remigio hat Lichtkontakt mit ihm), und doch so fern, niemand weiss wirklich etwas über ihn, er ist geheimnisvoll. Vielleicht fühlt er sich auch verloren, da er mit niemandem wirklich Kontakt hat.
Der Einstieg ins Buch ist mir zuerst schwer gefallen, ich finde es nicht einfach den Überblick zu bewahren, wenn so viele Charakteren in kurzer Zeit erwähnt werden. Mir zu merken wer wer ist hat eine Zeit lang gedauert. Die kurzen Kapitel sind einerseits angenehm weil es spannend bleibt, aber die vielen Wechsel sind auch anstrengend. Mein Bild von den Charakteren setzt sich mehr und mehr zusammen, die Zusammenhänge zwischen den Leuten werden klarer.
Ein Abschnitt auf der Seite 59 ist mir besonders geblieben: „Er braucht eine Geschichte, seine eigene. Sobald er eine Geschichte hat, werden sie aufhören über ihn zu reden. Wer keine Geschichte hat, über den wird eine erfunden, sagt Jascha immer.“ Alle reden über den Nachbarn, noch bevor sie seinen Namen wissen. Niemand geht auf ihn zu und fragt nach, es wird nur spekuliert und hinter seinem Rücken gesprochen. Der einzige, der einfach nur wertfrei versucht zu beobachten, ist ein Kind, Aurel.
Ich stimme euch zu @KatjaDebora und @Sereina84 , dass das Buch bisher sehr klischeehaft wirkt (was ich hier passend finde) und mehr Diversität schön wäre, aber ich empfinde es auch so, dass im Buch mit mehr Diversität und mehr Platz für verschiedene Lebensmodelle dieses (für mich beklemmende) Gefühl von „alles muss in ein gewisses Schema passen und alles was anders ist, ist bedrohlich“ und das Reinsteigern der Charakteren nicht so aufkommen würde.
Das Thema Einsamkeit scheint nicht nur Jo Graber, sondern auch seine Mutter zu betreffen. Dass er, im Gegensatz zu seinen Geschwistern, seine Mutter regelmässig besucht (vielleicht auch obwohl es einen Grund gäbe, das nicht zu wollen), könnte damit zusammenhängen, dass er dieses Gefühl von Einsamkeit kennt.
Ich bin gespannt wie es weiter geht!